Peking und Moskau stellen strategische Partnerschaft zur Schau
Von Elke Windisch
Als "Routineübung" bezeichnen Moskau und Peking die für September geplanten gemeinsamen Seemanöver. Ziel sei die "Vervollkommnung von Fähigkeiten zur gemeinsamen Abwendung von Bedrohungen auf hoher See", die Übung sei nicht gegen Drittstaaten gerichtet.
Eines schließe das andere aus, glauben Kolumnisten mit Blick auf den Schauplatz: Das Südchinesische Meer, wo China mit Japan, Vietnam und den Philippinen um ein paar unbewohnte Inseln und Wassergrenzen streitet.Moskau gibt bei dem Konflikt zwar offiziell den Part des neutralen Beobachters. Allein schon, um sich beim Gerangel mit Tokio um Teile der Kurilen-Kette ein paar Tausend Kilometer weiter nördlich alle Optionen offen zu lassen.
Wie China geht es Russland jedoch darum, die Stellung der Vereinigten Staaten als Seemacht zu schwächen. In Südostasien sowie im Mittelmeer, wo beide im Sommer des Vorjahres erstmals gemeinsame Seemanöver abhielten.
Vor allem aber das gemeinsame Konzept einer multipolaren Weltordnung sowie ähnliche außenpolitische Positionen machen Moskau und Peking zu strategischen Partnern. Dazu kommt, dass der größere Teil Russlands in Asien liegt, seine Grenze zu China ist 4300 km lang.
Im Osten Russlands liegen auch die ergiebigsten Öl- und Gasfelder der Zukunft. Pipelines nach Europa rechnen sich wegen der gigantischen Entfernungen nicht. Russlands Ostdrift begann daher lange bevor Moskau sich wegen der Krim mit den USA und Europa überwarf.
Nur zweite Wahl
Gespannt wird der Ausgang der Präsidentenwahlen in den USA erwartet. Für Peking und Moskau, glauben Kenner der Materie, sei der jeweils andere stets nur zweite Wahl.
Beide würden, wenn die Konditionen stimmen, das Steuer jäh herumreißen. Es gibt noch andere Sollbruchstellen, die aus der zelebrierten strategischen Partnerschaft ein zeitlich begrenztes, situatives Bündnis machen wie einst die Anti-Hitler-Koalition. Moskau wie Peking verfolgen Integrationsprojekte, die um die gleichen Partner konkurrieren. Vor allem um die Ex-Sowjetrepubliken und um den Iran.
Zwar sollen die russisch geführte Eurasische Wirtschaftsunion und Chinas Neue Seidenstraße längerfristig fusionieren und in der Schanghai-Organisation für Zusammenarbeit (SCO) aufgehen. Doch die wird seit ihrer Gründung vor 15 Jahren von einem Interessenkonflikt zwischen Russland und China gelähmt.
Moskau würde die SCO gern zu einem Sicherheitsbündnis mit handlungsfähigen militärischen Strukturen für das regionale Konfliktmanagement und zum Gegengewicht zur OPEC umformatieren. Peking geht es allein um Handel und Projekte für eine Verkehrsinfrastruktur zum Austausch von Gütern. Wegen Chinas Überlegenheit bei Wirtschafts-, Finanzkraft und Einwohnerzahl fällt für Russland nur die Rolle eines Juniorpartners als Rohstofflieferant und sicheres Transitland ab.