Politik/Ausland

Thatcher wird wie einst Churchill bestattet

Immerhin diesen Streit hat sie der britischen Politik erspart. Die am Montag verstorbene Margaret Thatcher soll sich bis zuletzt vehement gegen ihr eigenes Staatsbegräbnis ausgesprochen haben. Sie fürchtete, damit eine allzu heftige Debatte im Parlament auszulösen. Auch eine öffentliche Aufbahrung samt Parade einer Flugzeugstaffel der britischen Luftwaffe lehnte sie ab – aus Kostengründen.

Mit höchsten Ehren und enormem Aufwand wird Großbritanniens erste Premierministerin dennoch bestattet werden, am kommenden Mittwoch, dem 17. April. Wie einst ihr großes Vorbild, Winston Churchill, erhält sie ein sogenanntes zeremonielles Begräbnis, samt Militärparade, einer Prozession vom Parlament in Westminster bis in die St.-Pauls-Kathedrale und anschließendem Trauergottesdienst. Die dafür notwendige Bewilligung hat die Queen bereits erteilt.

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Begräbnis privatisieren

Zu viel für viele Briten, für die die Eiserne Lady bis heute vor allem Feindbild ist. Ein sofort nach der Todesmeldung gestartetes Online-Volksbegehren, das mit beißender Ironie verlangt, doch das Begräbnis ganz im Sinne der Toten zu privatisieren und so Staatsausgaben zu sparen, erhielt in einem Tag fast 50.000 Unterschriften und muss jetzt im Parlament behandelt werden.

Weit weniger fein und pointiert machten überall im Land Zehntausende ihrer Freude über Thatchers Tod Luft. Im armen Londoner Stadtteil Brixton oder im schottischen Edinburgh wurden spontan Straßenfeste veranstaltet. Mit Sprüchen wie „das Miststück ist tot - Wir feiern eine Party“ ließ man Bier und oft sogar Champagner in Strömen fließen.

In den Internet-Plattformen Facebook und Twitter prallten Gegner und Anhänger Thatchers heftig aufeinander. So wurde das ehemalige Spice-Girl Geri Halliwell, das die Verstorbene „unsere First Lady mit Girl Power“ nannte, solange wütend attackiert, bis sie die Meldung auf Twitter zurückzog. Einige Zeitungen mussten ihre online-Kommentarseiten sperren, weil der Streit in wüste Beschimpfungen ausartete.

Einige linke Politiker nutzten die Gelegenheit, um noch einmal ihre Ablehnung der konservativen Ex-Regierungschefin deutlich zu machen. „Im Höllenfeuer soll sie schmoren“ meinte etwa der für seine verbalen Grobheiten bekannte Ex-Labour-Parlamentarier George Galloway. Nichts ganz so grob, aber ebenso unmissverständlich Londons sozialistischer Ex-Bürgermeister Ken Livingstone: „Sie hat die Wohnungskrise verursacht, die Bankenkrise, die Sozialkrise: Jedes echte Problem, das wir heute in diesem Land haben, ist die Folge davon, dass sie komplett falsch lag.“

Fast sentimental dagegen ging es in den Pubs in jenen Orten zu, wo Thatchers Politik einst Zehntausende um ihre Arbeit gebracht hatte: Die Bergarbeiterstädte in Mittelengland. Die Wirte riefen „Happy Hour“ aus und stellten Buffets auf. Einige Gäste mussten ihr Pint leider stellvertretend erheben – so wie Shaun Foster für seinen Vater Hughie: „Ich hab’s an seinem Grab versprochen“, erzählte der Sohn des verstorbenen Minenarbeiters der Zeitung The Independent: „Wir haben doch immer gesagt, an ihrem Todestag gehen wir einen heben.“