Politik/Ausland

Terroralarm in Paris: Angreifer trug IS-Flagge bei sich

Als der Mann laut "Allahu Akbar" rief und forschen Schrittes auf die Polizeistation im 18. Pariser Gemeindebezirk zuschritt, zögerten die Beamten keine Sekunde. Sie gingen von einem versuchten Terroranschlag aus. Ohnehin war Donnerstag die ganze französische Hauptstadt alarmiert: Es war genau ein Jahr nach den Attentaten auf das Satire-Magazin Charlie Hebdo und auf einen jüdischen Supermarkt, die am Ende insgesamt 17 Opfer gefordert hatten.

Schüsse fielen im Viertel Goutte d’Or, der mutmaßliche Angreifer war sofort tot. Mittlerweile weiß man, dass es sich bei dem Angreifer um einen 20-jährigen Marokkaner handelt. Außerdem soll er im Zusammenhang mit einem gemeinschaftlichen Raub 2013 in Südfrankreich polizeibekannt sein.

Drähte ragten aus seinem Ärmel, was die Polizei zunächst zur Annahme brachte, er habe einen Sprengstoffgürtel umgelegt. Dieser erwies sich nachträglich als Attrappe. Der Verdächtige hatte nur ein Messer bei sich – und eine auf Papier ausgedruckte IS-Flagge sowie ein Bekennerschreiben auf Arabisch. Anti-Terrorkräfte schwärmten aus, um den Tatort zu sichern und zu klären: Handelte es sich um einen versuchten Terrorakt oder um einen Terror-Trittbrettfahrer?

Alle Inhalte anzeigen

Das Gedenken an die Terroropfer des gesamten Vorjahres bleibt in Frankreich diese Woche mit einer Reihe von Zeremonien vorherrschend. Am Dienstag enthüllte Präsident François Hollande drei Gedenktafeln. Am kommenden Sonntag ist auf der Pariser Place de la Republique eine große Gedenkveranstaltung geplant, bei der auch an die 130 Todesopfer des Anschlags vom 13. November erinnert werden soll. Noch immer gilt in Frankreich der Ausnahmezustand.

Gesuchte Terroristen

Während die Attentäter der Angriffe im Jänner alle getötet wurden, sind noch immer einige der Terroristen flüchtig, die die verheerende Attentate von Paris vor knapp zwei Monaten geplant haben sollen. Insgesamt vier Männer werden international gesucht.

Einer von ihnen, der 26-jährige gebürtige Belgier Salah Abdeslam, ist im September zwei Mal mit einem Mietwagen über Österreich nach Budapest gefahren, um dort offenbar vom Bahnhof jeweils einen Mann abzuholen. Diese beiden, Samir Bouzid und Soufiane Kayal, waren nach Erkenntnissen der belgischen Behörden an der Planung der Paris-Angriffe vom November zentral beteiligt, wenn nicht überhaupt die Chefplaner. Sie hatten in Brüssel mit gefälschten Identitätskarten digitale Spuren hinterlassen und dürften Syrer oder Iraker sein.

Alle vier radikal-islamischen Männer, darunter auch der ebenfalls gesuchte Mohamed Abrini (30), der in Paris in der Bataclan-Konzerthalle geschossen hat, gelten als bewaffnet und gefährlich.