Coulibaly 2008: "Das Gefängnis ist die beste Schule für Kriminalität"
Ein Blick ins Archiv hat bei der französischen Le Monde Überraschendes zu Tage gebracht: Bereits 2008 haben ihre Journalisten den getöteten Attentäter Amedy Coulibaly interviewt und seine Undercover-Filmaufnahmen aus dem Gefängnis publiziert. Damals war Coulibaly ein Ex-Sträfling wie viele andere auch, mittlerweile ist er einer der bekanntesten Terroristen Frankreichs. Coulibaly hat am Donnerstag im Süden von Paris erst eine Polizistin und anschließend am Freitag in einem jüdischen Supermarkt vier Kunden getötet. Nach einer vierstündigen Geiselnahme wurde er von Frankreichs Sicherheitskräften erschossen.
Zum Zeitpunkt der Le-Monde-Recherchen war Coulibaly 26 Jahre alt und gerade aus dem Gefängnis entlassen worden. Gegenüber den Journalisten erklärte er: "Das Gefängnis ist die verdammt nochmal beste Schule für Kriminalität. Bei einem einzigen kurzen Spaziergang kann man Korsen kennenlernen, Basken, Muslime, Räuber, kleine Drogenhändler, große Dealer oder auch Mörder." Die Erfahrungen, die man dort sammeln könne, seien einzigartig.
Mehrmals im Gefängnis
Coulibaly war mehrere Male im Gefängnis. Als Jugendlicher noch wegen Diebstahls, später aufgrund mehrerer Raubüberfälle, Drogen und zuletzt wegen Fluchthilfe für einen El-Kaida-Terroristen.
Die französischen Journalisten hat der spätere Attentäter damals von sich aus kontaktiert. In Haft hatte er mit anderen Insassen zusammen heimlich gefilmt: "Wir haben uns gedacht, wir müssen zeigen, wie es dort drinnen wirklich zugeht", sagte er Le Monde anschließend.
Tatsächlich zeigen die Bilder eine erschütternde Realität der französischen Gefängnisse: Gewalt, Schimmel an den Wänden oder auch Zellen ohne Heizung. Der französische Staat müsse das Haftsystem reformieren, sagte Coulibaly damals. Deswegen würde er mit den Journalisten kooperieren.
Die Aufnahmen seien von mehreren unabhängigen Organisationen verifiziert, schreibt Le Monde. 2009 wurden die Bilder im Rahmen einer Dokumentation auch auf France 2 gezeigt. Ob Coulibaly Geld für die Bilder bekam, ist nicht bekannt.
Neues Amateurvideo
Indes ist ein neues Amateurvideo nach dem Attentat aufgetaucht. Es zeigt die Terroristen bei der Flucht nach der Schießerei in der Charlie-Hebdo-Redaktion.
Am Mittwoch wurde zudem die neue Ausgabe von Charlie Hebdo veröffentlicht - mit Mohammed auf dem Cover.