Politik/Ausland

Oslo: Reisegruppe entging Anschlag

Als ich auf den Balkon gehen wollte, vibrierte die Tür und ich hörte einen lauten, dumpfen Knall", schildert Andreas Sagmeister aus Stegersbach. Er und 75 Reisende aus dem Burgenland, Niederösterreich und der Steiermark waren auf einer Fjord-Kreuzfahrt und am vergangenen Freitag in der norwegischen Hauptstadt Oslo. An jenem Tag, an dem eine Bombe im Regierungsviertel detonierte.

Zuerst war Sagmeister nicht klar, was passiert ist. "Aber als ich an Deck ging, sah ich schon eine Rauchsäule. Papierschnipsel flogen durch die Luft", sagt Sagmeister. Der Hafen sei nur ein paar hundert Meter Luftlinie vom Regierungsviertel entfernt gewesen. Zuerst dachte er an einen Unfall. "Hubschrauber kreisten, überall waren Sirenen zu hören, und das Militär rückte an", schildert Sagmeister, der alles vom Schiff aus beobachten konnte. Viele Reisende und auch Personal versammelten sich an Deck. "Eine Norwegerin brach in Tränen aus, ihre Tochter hat im Regierungsviertel gearbeitet", sagt der Reiseleiter.

Sofort berief er eine Sprechstunde für die Reiseteilnehmer ein. "Zum Glück war das Wetter an diesem Freitagnachmittag schlecht, so waren alle unsere Leute an Bord des Schiffes", sagt Sagmeister. Keiner der Touristen wurde verletzt.

Die einwöchige Schiffsreise ging vorwiegend durch die norwegischen Fjorde. Am Tag des Anschlages gab es in Oslo eine Stadtführung für die Reisenden. "Wir sind auch im Regierungsviertel gewesen, dort, wo es später zur Explosion kam", sagt Sagmeister.

Ausmaß

Das Ausmaß der Anschläge sei den Reisenden am Kreuzfahrtschiff erst später bewusst geworden, als die ersten Medienberichte gesendet wurden. Die Stimmung an Bord war am Boden. Von dem Massaker auf der Insel Utöya haben die Touristen erst später erfahren.
Angst, dass weitere Anschläge passieren könnten, hatte Sagmeister nicht. "Von uns ist zum Glück niemand zu Schaden gekommen." Um 17 Uhr legte das Schiff wieder ab und die Kreuzfahrt ging weiter. Die Vorfälle werden die Reisenden wohl nicht so schnell vergessen.