Politik/Ausland

X sperrte kurzfristig Konto von Alexej Nawalnys Witwe

Der Onlinedienst X (vormals Twitter) hat das Konto der Witwe des in der Haft gestorbenen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny am Dienstag kurzfristig gesperrt und wenig später wieder freigeschaltet. Auf dem erst am Vortag eingerichteten Konto von Julia Nawalnaja erschien kurzzeitig der Hinweis: "Konto gesperrt. X sperrt Konten, die unsere Regeln verletzen". 

Nähere Angaben wurden zu den Gründen zunächst nicht gemacht. Nawalnja hatte zuvor auf X die Herausgabe der Leiche ihres Mannes gefordert.

Kreml weist EU-Forderung nach Untersuchung zurück

Der Kreml hat indes eine von der EU geforderte internationale Untersuchung zum Tod des inhaftierten Oppositionellen abgelehnt. "Solche Forderungen akzeptieren wir überhaupt nicht", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag laut russischen Nachrichtenagenturen. Moskau sieht darin eine Einmischung in seine inneren Angelegenheiten. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hatte eine solche Untersuchung des in Russland unter Verschluss gehaltenen Leichnams gefordert.

Julia Nawalnaja will Kampf ihres Mannes fortsetzen

Peskow wies außerdem Anschuldigungen von Julia Nawalnaja, dass Kremlchef Wladimir Putin ihren Mann getötet habe, als "unbegründet und unverschämt" zurück. Die 47-Jährige hatte am Montag in einer Videobotschaft Putin für den Tod Nawalnys im Straflager nördlich des Polarkreises verantwortlich gemacht und angekündigt, den Kampf ihres Manns gegen das System des Kremlchefs fortzusetzen.

Peskow sagte, dass weder er noch Putin die Videobotschaft angeschaut hätten. Vor dem Hintergrund, dass "Julia Nawalnaja gerade verwitwet ist", wolle er sich mit Kommentaren zurückhalten. Zugleich verteidigte der Kremlsprecher das brutale Vorgehen von Sicherheitskräften gegen Russen, die in vielen Städten des Landes zum Andenken an den gestorbenen Putin-Gegner Blumen niederlegten und Kerzen anzündeten. Die Uniformierten hätten ihre Aufgabe im Einklang mit den Gesetzen erfüllt, meinte Peskow.

 Julia Nawalnaja: "Geben Sie Alexejs Leiche zurück"

Julia Nawalnja zeigte sich indes von der Reaktion des Kreml unbeeindruckt gezeigt und forderte die Herausgabe der Leiche ihres Mannes. "Es ist mir egal, was der Sprecher des Mörders zu meinen Worten sagt", schrieb Nawalnaja noch am Dienstag im Onlinedienst X. "Geben Sie Alexejs Leiche zurück und lassen Sie uns ihn würdig beerdigen - hindern Sie die Menschen nicht daran, von ihm Abschied zu nehmen", forderte sie.