Nowotny: Preisgeld für Orbán-kritische Institution
Notenbank-Gouverneur Ewald Nowotny wird am 31. Jänner mit einem hohen Preis der Ungarischen Notenbank geehrt. Für seine Verdienste als Finanzexperte und Universitätsprofessor bekommt er als erster Preisträger den Lamfalussy-Preis.Der Preis ist nach dem belgischen Bankier Alexandre Lamfalussy benannt, er ist gebürtiger Ungar. Lamfalussy gilt als Vordenker und Befürworter des Euro. Er war von 1994 bis 1997 Präsident des Europäischen Währungsinstituts, dem Vorläufer-Institut der EZB. Mit Kommissionspräsident Jacques Delors arbeitete er am Aufbau der Wirtschafts- und Währungsunion. Die Annahme eines ungarischen Preises ist eine heikle Sache. Viele Experten kritisieren den starken Einfluss der Regierung von Viktor Orbán auf die Notenbank, die Unabhängigkeit der Bank sei gefährdet. Nowotny ist die „sensible Angelegenheit“ bewusst.
Stipendien
Er nimmt den Preis an, eine Ablehnung hätte wohl eine weitere Verschlechterung der ohnedies angespannten bilateralen Nachbarschaftsbeziehungen zwischen Österreich und Ungarn zur Folge gehabt. Der Preis ist mit 60.000 € dotiert. Nowotny wird das Geld der Central European University spenden. Damit können Stipendien an ungarische Studenten bezahlt werden. Ziel der englischsprachigen Uni ist die offene Gesellschaft, Kritik an autoritären Strukturen (und damit indirekt an Premier Orbán) sowie die Förderung von Demokratie und Menschenrechte. Gegründet wurde sie 1991 von US- und zentraleuropäischen Intellektuellen um Investor George Soros.