Politik/Ausland

Iran mit voller Kraft auf Atomkurs

Militärisches Säbelrasseln, Atomtests, sogar die Androhung eines Nuklearschlages gegen die USANordkoreas jüngste Eskapaden werden auch im Iran mit Interesse verfolgt. Denn auch wenn das Regime in Teheran weiß, dass es nicht so agieren könnte wie das vom großen China beschützte kleine Nordkorea, ist auch für den Iran ersichtlich: Staaten, die ihr Atomprogramm ohne Rücksicht auf Verluste vorantreiben, können derzeit kaum gestoppt werden.

Internationale Wirtschaftssanktionen blieben bisher die einzige, stumpfe Waffe im Versuch, den Iran und Nordkorea einzubremsen. Mit dem Ergebnis: Irans Wirtschaft schrumpft; Not, Armut und Mangel machen der Durchschnittsbevölkerung zu schaffen, während die wenigen, funktionierenden Wirtschaftssektoren in den Händen einer kleinen, mächtigen Elite gehalten werden. Diese wiederum zählt zu jenen Kreisen rund um den religiösen Führer, die Sanktionen zur Wende hätten zwingen sollen.

Illusion

Auch in Nordkorea wird nie beim Atomwaffenprogramm gespart, sondern nur in der Bevölkerung. Ein Viertel des nordkoreanischen Budgets fließt in seine überdimensionierte Armee, ein Großteil davon wiederum in sein Atomprogramm. Für ausreichend Nahrung bleibt da nicht genügend Geld. Millionen Nordkoreaner würden ohne Lebensmittelhilfe aus dem Ausland verhungern.

Hoffnungen, Nordkorea mit großzügiger Wirtschaftshilfe zur Abkehr von seiner Atompolitik zu bewegen, erwiesen sich als Illusion. Mehrmals nahm Pjöngjang Hilfe an – und rüstete dennoch weiter. Heute hat das Land drei Atomtests hinter sich, gab sich selbst in seiner Verfassung den Rang eines „Atomstaates“ und machte klar: Seine Atomwaffen seien nicht verhandelbar – auch „nicht gegen Milliarden von Dollars“. Schon von Kindesbeinen an bekommt jeder Nordkoreaner zu hören: Ein atomar hochgerüstetes Nordkorea ist vor Angriffen gefeit. Die jüngsten, technischen Fortschritte haben Diktator Kim Jong Un offenbar nur noch mehr überzeugt: Nukleare Potenz, das ist die beste und einzige Lebensversicherung, die das Land hat.

Vorsprung

Dem iranischen Regime und dessen atomaren Gehversuchen hat Nordkorea die tatsächliche Existenz von Atomwaffen voraus (auch wenn deren Einsatzfähigkeit bezweifelt wird). Für den Iran ziehen die USA weitaus früher die „rote Linie“ und warnen unter Androhung möglicher Luftschläge: „Ein nuklear bewaffneter Iran wird nie hingenommen.“

Teheran bestreitet hartnäckig, Atomwaffen zu bauen, sondern beharrt darauf. Die nuklearen Arbeiten dienten ausschließlich zivilen Zwecken. Viele gescheiterte internationale Gesprächsrunden, wie auch die jüngste, erhärteten aber nur den Verdacht, der Iran habe in Sachen Atompolitik das Wesentliche zu verbergen. Dass der Iran nun die Eröffnung von Urananreicherungsanlagen angeordnet hat, bedeutet technologisch keinen Riesenschritt in Richtung Bombe. Sehr wohl aber eine klare Botschaft an die eigene Bevölkerung: Wir lassen uns vom „Großen Satan“ USA nichts vorschreiben.

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