Politik/Ausland

Neue eMail-Affäre überschattet Demokraten-Kongress

Am Wochenende vor Beginn des Demokraten-Parteitags in Philadelphia platzte eine neue eMail-Affäre. Wikileaks hat 19.000 eMails publiziert, die vom Server der Demokratischen Partei stammen. Die eMails wurden von Parteifunktionären in der Zeit der Primaries, also der parteiinternen Vorwahlen, geschrieben. Aus diesen Konversationen geht hervor, dass das Partei-Establishment gegen den Herausforderer von Hillary Clinton, den linken Senator Bernie Sanders, ankämpfte. Laut Statuten muss die Partei sich neutral verhalten.

Besonders unangenehm: Eine Konversation drehte sich um Sanders religiöses Bekenntnis. Dass er Jude sei, aber nicht gläubig, und ob man dies nicht zu seinem Nachteil verwenden könne.

Sanders sagte in seiner ersten Reaktion, er sei "kein Atheist", die Vorgänge in der Partei seien "skandalös", Parteichefin Deborah Wasserman Schultz solle zurücktreten.

Die Parteichefin war nicht mehr zu halten. Wenige Stunden nach Plätzen der Affäre kündigte sie ihren Rücktritt an.

Der Parteitag der Demokraten war schon vor der Affäre durch den intensiven Vorwahl-Kampf belastet. Sanders hatte jedoch Hillary Clinton seine Unterstützung zugesagt, nachdem Clinton viele seiner inhaltlichen Forderungen in die auf dem Parteitag zu beschließenden politischen Leitlinien aufnahm. "Das wird das fortschrittliches Programm, das die Demokraten je hatten", schwärmt Sanders.

Seine Anhänger sind damit jedoch nicht zufrieden, sie demonstrierten bereits gestern vor dem Convention-Zentrum für weitere Zugeständnisse. Der nun bewiesene Kampf des Partei-Establishments gegen Sanders während der Primaries gibt den vorwiegend jungen Aktivisten neue Munition gegen die Parteiführung.

Bernie Sanders wird heute, am ersten Tag der viertägigen Convention, seine Rede halten. Viel wird von seinem Geschick abhängen, ob der Schaden noch begrenzt werden kann. Sanders hatte bereits am Sonntag Abend die Stossrichtung vorgegeben: Donald Trump als US-Präsidenten zu verhindern, müsse oberstes Ziel sein. Sanders kündigte an, er werde im Wahlkampf durchs Land ziehen und mit den Menschen reden, damit sie im November Clinton wählen.

Das Trump-Lager versucht heftig, einen Keil in die Demokratische Partei zu treiben. Es sei nun bewiesen, dass das System manipuliert sei, Sanders habe von Beginn an keine Chance gehabt, twitterte Donald Trump. Sanders' Anhänger sollten nun ihn, Trump, wählen.

Das Clinton-Lager schlägt zurück und unterstellt eine Liaison zwischen Russlands Präsident Wladimir Putin und Trump. Russland habe den Server der Demokraten gehackt und die eMails raus gespielt, um Trump in den USA zum Wahlsieg zu verhelfen.

Trump bekam am Sonntag tatsächlich unerwartete Unterstützung, allerdings nicht aus Russland, sondern aus Kenia. Malik Obama, ein Halbbruder des US-Präsidenten, erklärte sich öffentlich um Trump-Fan. Malik lebt in Kenia, ist aber US-Staatsbürger und will im November für Trump stimmen. Seine Begründung: Er sei gegen die Homosexuellen-Ehe.

Malik Obama hat drei Ehefrauen, schreibt die New York Post.