Netanyahu will trotz Warnungen an Offensive in Rafah festhalten
Trotz internationaler Warnungen hält der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu an der geplanten Militäroffensive in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen fest. Wer Israel dazu auffordere, auf die Offensive zu verzichten, fordere im Grunde genommen, "den Krieg" gegen die radikalislamische Hamas zu "verlieren", sagte Netanyahu am Samstag bei einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz.
Vor dem Beginn einer Offensive werde die israelische Seite es den Zivilisten in den Kampfgebieten aber ermöglichen, sich in sichere Gegenden zu begeben.
Netanyahu: Offensive auch bei Geisel-Deal
Netanyahu fügte hinzu, die Offensive werde auch im Falle eine Vereinbarung mit der Hamas über eine Freilassung der israelischen Geiseln stattfinden. Selbst wenn eine solche Einigung erzielt werde, "werden wir in Rafah einrücken", sagte der Regierungschef.
Die Pläne für eine Ausweitung der israelischen Einsätze in der überfüllten Stadt stoßen international auf große Kritik. Auch die USA als wichtigster Verbündeter Israels warnen davor.
Netanyahu über Verhandlungen mit der Hamas
Netanyahu verteidigte auch seinen Rückzug aus den Verhandlungen mit der radikalislamischen Hamas. "Wir haben nichts bekommen, außer wahnhaften Forderungen der Hamas", sagte er auf die Frage, warum Israels Unterhändler nicht weiter mit der Hamas sprächen. Zu den Forderungen gehörten die Beendigung des Krieges, die Belassung der Hamas in ihrer jetzigen Form, die Freilassung von Tausenden von Mördern aus israelischen Gefängnissen und Forderungen in Bezug auf eine heilige Stätte in Jerusalem.
Bei den von Ägypten und Katar vermittelten Gesprächen über einen Waffenstillstand im Gazastreifen und die Freilassung von über 100 israelischen Geiseln habe die Hamas nichts angeboten, sagte Netanyahu. "Es gab nicht einen Nanometer Veränderung." Erst wenn sich das ändere, würden Unterhändler zurückkehren.
Präsident Herzog: Normalisierung der Beziehungen zu Saudi-Arabien "sehr wichtige historische Gelegenheit"
Israels Präsident Yitzhak (Isaac) Herzog hat sich unterdessen für eine Normalisierung der Beziehungen seines Landes mit Saudi-Arabien ausgesprochen. Sollte es mit Riad "vorangehen", wäre das "eindeutig ein Sieg über das, was Hamas getan hat", sagte Herzog am Samstag auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Eines der Ziele des Hamas-Angriffs auf Israel am 7. Oktober sei es gewesen, die Gespräche über die Aufnahme von Beziehungen zu Saudi-Arabien zu stören, argumentierte Herzog. Er nannte das Hinarbeiten auf eine Normalisierung eine "sehr wichtige historische Gelegenheit", die alle Seiten nutzen sollten.
Geplante Offensive
Israel plant eine Offensive auf die Stadt Rafah, wo rund 1,4 Millionen Palästinenser Zuflucht vor den Kämpfen gesucht haben. Im Bemühen um eine Waffenruhe sowie die Freilassung israelischer Geiseln aus der Gewalt der Hamas war am Dienstag in der ägyptischen Hauptstadt Kairo eine neue Verhandlungsrunde angelaufen. Bisher brachten die Gespräche unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars aber keine Ergebnisse.
Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023
Kämpfer der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas waren am 7. Oktober nach Israel eingedrungen und hatten dort Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden dabei etwa 1.160 Menschen getötet und rund 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. 130 der Geiseln befinden sich israelischen Angaben zufolge noch immer in dem Palästinensergebiet, 30 von ihnen sollen bereits tot sein.
Als Reaktion auf den Angriff der Hamas hatte Israel deren Vernichtung als Ziel ausgegeben. Bei dem massiven Militäreinsatz im Gazastreifen wurden nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bisher mehr als 28.800 Menschen getötet.