Politik/Ausland

Moskau: Viele IS-Kämpfer bei Luftschlag in Syrien getötet

Die russische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben im Osten Syriens einen großen Konvoi der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zerstört. Bei dem Angriff seien 200 IS-Kämpfer getötet worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Montag mit. Auch 20 Geländewagen mit großkalibrigen Maschinengewehren sowie Panzerfahrzeuge und Munitions-Lkw seien ausgeschaltet worden.

Die IS-Kämpfer waren demnach auf dem Weg in die syrische Stadt Deir al-Zor. Dort konzentriere der "Islamische Staat" derzeit Kräfte, nachdem Kämpfer aus dem Süden der Provinz Raqqa und dem Westen der Provinz Homs von den Landstreitkräften des syrischen Regimes verdrängt würden, hieß es.

Beobachtungsstelle bestätigt Angriff bei Deir al-Zor

Die der Opposition nahestehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London bestätigte einen Luftangriff westlich von Deir al-Zor. Dabei seien 70 IS-Kämpfer getötet worden. Die Stadt wird von syrischen Regierungstruppen gehalten, während das Umland vom IS beherrscht wird. Syrische und russische Kräfte versuchen seit Monaten, über die zurückeroberte Wüstenstadt Palmyra hinaus eine Verbindung nach Deir al-Zor freizukämpfen.

Offensive auf Raqqa: Zahlreiche Zivilisten getötet

Bei der Offensive auf Raqqa wurden laut Aktivisten unterdessen erneut zahlreiche Zivilisten getötet. Luftangriffe der US-geführten Koalition gegen die Dschihadistenmiliz hätten am Sonntag im dichtbesiedelten Viertel Al-Badu im Zentrum der Stadt 27 Zivilisten getötet, darunter sieben Kinder, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag. Laut der in Großbritannien ansässigen oppositionsnahen Organisation wurden damit in einer Woche 125 Zivilisten in Raqqa bei Luftangriffen getötet. Jeden Tag würden Zivilisten getötet, und da sich die Kämpfe dem dichtbesiedelten Stadtzentrum näherten, steige die Zahl der Opfer, erklärte die Beobachtungsstelle, die ihre Informationen von Ärzten und Aktivisten vor Ort bezieht. Für Medien sind sie zumeist kaum zu überprüfen.

Irakische Streitkräfte rücken bis an Rand von Tal Afar vor

Einen Tag nach dem Start ihrer Offensive auf Tal Afar sind unterdessen die irakischen Streitkräfte bis an den Rand der vom IS kontrollierten Stadt vorgerückt. Das Milizenbündnis Hashd al-Shaabi teilte am Montag mit, es sei bis in die Vororte der nordirakischen Stadt vorgestoßen. Die Polizei erklärte ihrerseits, sie habe vier Dörfer westlich von Tal Afar eingenommen. Die Streitkräfte wollen die Stadt in Kürze ganz umzingelt haben.

Vor ihrer Eroberung durch den IS 2014 lebten in Tal Afar rund 200.000 vorwiegend schiitische Turkmenen. An der Offensive sind die Armee, die Bundespolizei, Spezialkräfte sowie 20.000 Kämpfer der paramilitärischen Hashd-al-Shaabi-Einheiten beteiligt, die vorwiegend aus schiitischen Milizen bestehen, die vom Iran unterstützt werden.

Tal Afar liegt 70 Kilometer westlich der Großstadt Mossul, die Anfang Juli nach langen Kämpfen von der Armee zurückerobert worden war. Der Kommandant der Anti-IS-Koalition Stephen Townsend sagte, die Schlacht um Tal Afar sei ein weiterer wichtiger Schritt zur vollständigen Vertreibung der Jihadisten aus dem Irak. Die US-geführte Koalition unterstützt die Offensive auf Tal Afar mit Luftangriffen.

UNO-Koordinatorin sorgt sich um Zivilisten

Die UNO-Koordinatorin für die Hilfseinsätze im Irak, Lise Grande, äußerte sich aber "sehr besorgt" angesichts der Gefahren für die verbliebenen Zivilisten in Tal Afar. Sie rief alle Kampfparteien auf, alles Nötige zu tun, um zivile Opfer zu vermeiden. Schätzungen der Anti-IS-Koalition zufolge leben noch 10.000 bis 50.000 Zivilisten in Tal Afar. Zudem sollen sich dort etwa tausend IS-Kämpfer verschanzt haben.

Außer Tal Afar kontrolliert die sunnitische Extremistengruppe im Irak nur noch die Stadt Hawija sowie Teile der Wüstenprovinz Al-Anbar westlich von Bagdad. Die Armee warf in der Nacht auf Flugblätter über der Region Rawa sowie der Stadt Hawija ab, in denen die Einwohner aufgefordert werden, "sich vorzubereiten", da die Rückeroberung der Stadt das nächste Ziel der Armee sei.