Politik/Ausland

"Mit Saudis Region vor dem Iran retten"

„Wir haben viel, worauf wir stolz sein können“, sagt Botschafterin Talya Lador-Fresher anlässlich des 70. Jahrestags der Unabhängigkeit Israels. Eine Demokratie und ein moderner Staat zu sein, das sei in der Region ja schon nicht selbstverständlich. Aber Israel habe sich darüber hinaus auch noch als weltweit vielbeachtete Start up-Nation etabliert – „es gibt Silicon Valley, und wir sind Silicon waddi“, sagt Lador-Fresher im KURIER-Gespräch „Warum eigentlich“ mit Chefredakteur Helmut Brandstätter auf Schau-TV schmunzelnd.

Was die Zukunft anlässlich einer Gegenwart betrifft, in der arabische Staaten immer noch im Kriegszustand mit Israel sind, hält es die Botschafterin in Wien mit dem legendären Schimon Peres, dessen Protokollchefin sie im Präsidentenamt war: „Peres sagte, er habe in seinem Leben gelernt, dass Optimisten und Pessimisten beide sterben – aber der optimistische Weg ist der bessere.“ Es gebe den Frieden mit Ägypten seit dem Jahr 1979, den mit Jordanien seit 1994, „und wir hoffen auf die weitere Entwicklung – es ist nicht alles schwarz-weiß zur Zeit, sondern sehr viel grau“.

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„Großer Durchbruch“

Dazu zählt auch das Verhältnis zu Saudi-Arabien. Dessen Kronprinz Mohammed bin Salman hat Israel kürzlich nicht anerkannt, aber die Legitimität zugesprochen, als Staat zu existieren – ein politischer Paradigmenwechsel der Extraklasse, „ein echter, großer Durchbruch“.

Die Botschafterin weiß wohl, dass die neue Liebe der Saudis zu Israel mit dem gemeinsamen Gott-sei-bei-uns Iran zu tun hat. Der schiitische Iran „ist die destabilisierende Macht in Nahost, nicht nur wegen der Atombombe. Sie unterstützt die Hisbollah (im Libanon, Anm.) und die Hamas (im Gazastreifen, Anm.), und sie will sich in Syrien festsetzen“. Es stimme tatsächlich: „Es gibt ein gemeinsames Interesse mit Saudi-Arabien, die Region vor dem Iran zu retten.“

Israel wisse sehr wohl zwischen zwischen Bevölkerung und Regime im Iran zu unterscheiden. Letzteres schätzten die Akteure in Europa völlig falsch ein, kritisiert die Botschafterin. Der angeblich moderate Staatspräsident Hassan Rohani ändere nichts daran, „er ist Teil des Regimes“. Sie vergleicht ihn mit einem „Pflaster für einen Krebskranken“.

Zur Entscheidung der israelischen Regierung, keine Kontakte zu FPÖ-Ministern zu unterhalten, sagt die Botschafterin, es gebe „sehr gute Beziehungen“ zwischen Regierungschef Benjamin Netanjahu und Kanzler Sebastian Kurz, und die Entscheidung zur FPÖ werde immer wieder evaluiert. Aber der Vorwurf an die FPÖ laute: Sie sei antisemtisch. Die Bemühungen H. C. Straches um ein neues Verhältnis zu Israel erkenne sie zwar an,„aber er ist nur einer in einer großen Partei. Und Bemühungen sind die eine Sache, konkrete Schritte das andere“.

Ortet sie sonst Antisemitismus in Österreich? Es sei von der Zeit Luegers bis Waldheim „kein leichtes Land für Juden gewesen“, aber „jetzt ist die beste Zeit, wenn es um Israelifreundlichkeit geht“. Die Gefahr, dass muslimische Zuwanderung zu einem Ansteigen von Antisemitismus führe, sei aber, siehe Frankreich, gegeben.

Andreas Schwarz