Politik/Ausland

Mit Kopftuch im Iran: Kritik an schwedischer Ministerin

Schwedens Regierung behauptet von sich, die "erste feministische Regierung der Welt" zu sein. Zwölf der 24 Regierungsämter sind mit Frauen besetzt.

Weniger weibliches Selbstbewusstsein konnte nun aber eine schwedische Regierungsdelegation im Iran zeigen. EU- und Handelsministerin Ann Linde und andere Mitglieder der Delegation trugen bei allen offiziellen Terminen Kopftuch. Dies sorgte in Europa für viel Kritik.

Die Menschenrechtsorganisation UN Watch erklärte, die schwedische Regierung würde ihre Prinzipien opfern, indem sie sich dem Kopftuchzwang beuge. Außerdem würden die Frauen im Iran verraten, kritisierte UN Watch. Der Direktor der NGO veröffentlichte Fotos von dem Besuch und sprach von einem "Walk of Shame". Der Tweet und das Facebook-Posting wurden tausendfach geteilt.

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Die Politikerinnen aus Schweden besuchten vergangene Woche gemeinsam mit Ministerpräsident Stefan Löfven den iranischen Präsidenten Hassan Rohani. Ministerin Linde unterzeichnete in Teheran zudem mehrere Abkommen zur engeren Zusammenarbeit.

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Auf Facebook war Linde mit einigen entsetzten Reaktionen konfrontiert. Eine Frau schrieb etwa, ihr Vertrauen in die schwedische Sozialdemokratie sei weg, und: "Ich fühle mich schlecht". "Sie haben sich gedemütigt“, schrieb eine andere Frau. Das sei "ein Schlag gegen alle freien Frauen in der Welt. Sie hatten nicht den Mut, Sie selbst zu sein."

Linde: "Man kann nicht das Gesetz brechen"

Linde antwortete, dass es im Iran Gesetz sei, dass Frauen ihr Haar bedecken. Wenn man den Iran besuchen wolle, könne man nicht das Gesetz brechen. "Ich habe aber in allen Treffen die Situation von Frauen im Iran hervorgestrichen und gesagt, dass Menschenrechte auch Frauenrechte sind", schrieb die Politikerin.

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Die Ministerin hob hervor, dass die 15-köpfige Delegation mit zwölf Frauen besetzt war. Auch die schwedische Botschaft im Iran werde von einer Frau geleitet. "Durch unsere Präsenz im Iran zeigen wir, dass Frauen in der Gesellschaft Führungspositionen haben können", schrieb Linde auf Facebook.
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Auf der Webseite der schwedischen Regierung ist zu lesen, dass der Kampf um die Gleichheit der Geschlechter eines ihrer wichtigsten Anliegen sei.

Zuletzt landete die stellvertretende Ministerpräsidentin Isabella Lövin einen medialen Coup. Sie veröffentlichte ein Foto auf Twitter und Facebook, welches die Politikerin beim Unterschreiben eines Gesetzesvorschlags zeigt, umringt von insgesamt sieben Frauen aus ihrem Team. Damit spielte Lövin auf ein Foto von Donald Trump an, auf dem der US-Präsidenten nur von männlichen Mitgliedern seines Regierungsstabs umgeben ist.

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