Politik/Ausland

Menschenrechtsverletzungen in Tunesien: Migranten ohne Wasser und Nahrung in der Wüste

Tunesiens Behörden haben nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen rund 40 Migranten und Flüchtlinge aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara nahe der Grenze zu Algerien ausgesetzt. Die Menschen, darunter auch Kinder und schwangere Frauen, seien aus der Küstenstadt Sfax vertrieben und in die Grenzregion Gafsa im Südwesten Tunesiens gebracht worden, teilten die Organisationen der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag mit.

"Wir sind ihnen drei Tage lang gefolgt, aber heute Morgen ist der Kontakt zu ihnen abgebrochen", sagte der Sprecher der tunesischen Menschenrechtsorganisation FTDES, Romdhane Ben Amor. "Sie haben weder Wasser noch etwas zu Essen und befinden sich in einer sehr abgelegenen Gegend." Ein Sprecher einer anderen Organisation, der anonym bleiben wollte, bestätigte "die Abschiebung einer Gruppe von etwa 40 Personen an die algerische Grenze".

Auf dem Boden liegende Menschen

Videos, die von der Organisation Flüchtlinge in Libyen im Onlinedienst X veröffentlicht wurden, zeigen in einer sehr trockenen Gegend auf dem Boden liegende Menschen. AFP konnte die Videos zunächst nicht verifizieren. Bei den Menschen handelt es sich den Angaben zufolge um Asylsuchende und Migranten aus Subsahara-Afrika. Die Gruppe sei in die Wüste an der algerisch-tunesischen Grenze gebracht worden und benötige "sofortige medizinische Hilfe".

Mindestens hundert Menschen starben an lybischer Grenze

Im Juli 2003 hatte AFP Migranten interviewt, die von den tunesischen Behörden in der Wüste an der tunesisch-libyschen Grenze ausgesetzt worden waren. Hunderte weitere wurden damals an der Grenze zu Algerien ausgesetzt. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisation hat Tunesien allein zwischen Juni und September 2023 "mindestens 5.500 Migranten nach Libyen und mehr als 3.000 nach Algerien abgeschoben". Mindestens hundert Menschen starben an der libyschen Grenze.

Sfax ist einer der Starthäfen für Menschen aus afrikanischen Ländern, die von dort in Booten nach Europa aufbrechen. Sowohl die versuchten Überfahrten als auch die Abschiebungen aus Tunesien haben zugenommen, seitdem Präsident Kais Saied im vergangenen Jahr "Horden" illegaler Migranten einer "kriminellen Verschwörung" beschuldigt hatte. Im Juli erklärte die FTDES, mehr als die Hälfte der überwiegend aus Subsahara-Afrika stammenden Migranten, Flüchtlinge und Asylsuchenden in Tunesien lebten unter "unzumutbaren Bedingungen".