Politik/Ausland

Merkel und Obama: Ein komplexes Verhältnis

Natürlich wird es die netten Gesten scheinbar alter Freunde in den Medien geben. Tatsächlich begegnen sich Kanzlerin Merkel und Präsident Obama heute, Freitag, aber noch routiniert-höflicher als bisher: Herzlich geht anders.

Vier Stunden sitzen sie, schon länger geplant, im Weißen Haus zusammen. Das ist viel, schon gar für das nur als "hochrangiger Arbeitsbesuch" eingestufte Treffen. Aber das ist den komplexen Themen geschuldet, nicht persönlicher Sympathie.

Die viel beklatschte Rede Merkels vor dem US-Parlament 2009 und ihr Empfang des höchsten US-Ordens aus Obamas Händen 2011 sind Geschichte. Sie waren die Reparatur erster Irritationen gewesen: Die Realpolitikerin hatte 2008 dem damaligen Präsidentschaftskandidaten den erhofften Wahlkampf-Höhepunkt am Brandenburger Tor versagt. Dieses war erst 2013 Kulisse bei seinem ersten Berlin-Besuch als Präsident.

NSA-Skandal folgenlos

Doch der Abhör-Exzess des US-Geheimdienstes NSA, der danach sogar ein Handy Merkels traf, ernüchterte sogar die Amerika-Freundin: Ihr Washington-Trip ist der erste seither. Trotzdem spielt das NSA-Thema dabei kaum eine Rolle, signalisierten Berliner Regierungskreise schon vorher. Das von den US-Diensten angebotene "No Spy"-Abkommen wollte ihr Oberkommandierender nie.

Und Merkel fordert es nicht ein: Die deutschen Dienste brauchen deren Hilfe noch dringender als die linke Opposition ihr Lieblingsthema. Ohnehin regte der US-Skandal die Deutschen mehrheitlich nie richtig auf.

Und tut es jetzt noch weniger, wo den meisten wieder bewusst wird, dass die USA doch viel mehr Freund sind als Putins neu-altes Russland. Dessen Rückfall in den Kalten Krieg wird natürlich den Hauptteil der Gespräche Merkels in Washington ausmachen. Auch außerhalb des Weißen Hauses: Da trifft sie US-Senatoren und IWF-Chefin Christine Lagarde, die den Großteil der Ukraine-Soforthilfe mobilisiert.

Um Geld geht es auch im zweiten Hauptthema mit Obama: Dem Freihandelsabkommen der EU mit den USA. Doch auch da erwartet man in Berlin wenig, jedenfalls vor deren November-Wahlen.