"Das Geschäft ist abgekoppelt"
Es braucht Mut und Kompetenz, um als österreichische Unternehmerin in Saudi-Arabien erfolgreich zu sein. Margit Leidinger ist so eine Frau, die in Jeddah, in der Moschee in Mekka und in Riad aktiv ist. Ihr Unternehmen "Finalit" mit Sitz in Wien ist spezialisiert auf die Bearbeitung, Reinigung, Imprägnierung und Rutschhemmung von Stein.
Eben kam sie von einer Geschäftsreise in Saudi-Arabien zurück. Vor dem Abflug musste sie um die Einreise zittern. "Ob ich ein Visum bekomme, war nicht sicher", erzählt die Unternehmerin dem KURIER. Der Grund für das Zögern der Saudis war die heftige Debatte über die Zukunft des Abdullah-Zentrums für den interreligiösen Dialog in Wien. "Die Diskussion darüber wird in Saudi-Arabien mit großem Interesse verfolgt", weiß Leidinger von ihren saudischen Geschäftspartnern.
Debatte
Die Frage, ob die Debatte über Reform oder Schließen des interreligiösen Zentrums Auswirkungen auf die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und Saudi-Arabien hat, beantwortet die Unternehmerin mit "Nein". Die Geschäftsbeziehungen wären davon unbeeinflusst, "das Geschäft ist abgekoppelt davon".
Einfach ist es für eine westliche Frau in dem streng muslimischen Staat nicht. "Bei meinem allerersten Termin in Jeddah, wurde mir von meinen Geschäftspartnern sofort ein schwarzer bodenlanger Mantel, eine Abaya, überreicht, die ich anlegen musste. In Riad war das Tragen des Kleidungsstückes auch im Hotel vorgeschrieben." Die Hand zum Gruß zu reichen, wie im westlichen Kulturkreis üblich, wird nicht von allen Männer gleichermaßen erwidert. "Für manche ist das ungewöhnlich."
Die arabische Welt kennt Leidinger aus etlichen Aufenthalten und beruflichen Erfahrungen. Vor vielen Jahren arbeitete sie für einen französischen Konzern in Abu Dhabi. Ungewohnt sei für sie die strikte Trennung der Geschlechter. Auf das Arbeitsfoto für das Protokoll mit den Ingenieuren aus Mekka durfte sie nicht. "Das Foto gibt es nur mit meinem Vater. Im Hotel in Riad sind fast nur männliche Angestellte tätig, mit Ausnahme von zwei Frauen, die in einem eigenen Büro mit eigenem Eingang arbeiten", erzählt Leidinger.