Politik/Ausland

Machtwechsel in Albanien möglich

Von den Chauffeuren über die Beamten bis hin zur Putztruppe – für Albaner, die in irgendeiner Form für die Regierung arbeiten, sind Wahlen eine heikle Angelegenheit. Denn kommt es zum Machtwechsel, werden nicht nur die Politiker ausgetauscht, sondern nahezu das ganze Staatspersonal. Mögen Schuldirektoren, Steuerprüfer und Abteilungsleiter qualifiziert sein oder nicht – verliert die regierende Demokratische Partei von Premier Sali Berisha am Sonntag die Parlamentswahlen, werden viele von ihnen die Schreibtische räumen müssen.

Die Möglichkeit besteht. In aktuellen Umfragen liegt der andere große Machtblock, die oppositionellen Sozialisten unter der Führung von Tiranas Ex-Bürgermeister Edi Rama, mit hauchdünnem Vorsprung vorne.

Noch nie sind in den zwanzig Jahren, seit im kleinen Balkanland der Kommunismus stürzte, Wahlen frei, fair und nach allen Regeln der demokratischen Kunst verlaufen. „In Albanien enden Wahlkampagnen nie am Wahltag. Sie sind ein Ganz-Jahressport“, schreibt Polit-Kommentator Fron Nazi, „der Verlierer hört nie auf, die Niederlage zu leugnen. Und der Gewinner hört nie auf, den Verlierer zu demütigen.“ 2009 hatten die geschlagenen Sozialisten monatelang das Parlament boykottiert. Erst Druck von EU und USA brachte die Opposition zurück zu den Abgeordnetenbänken. An der herzhaften Feindschaft zwischen den beiden Machtblöcken hat sich seither nichts geändert.

Er werde jedes Wahlergebnis anerkennen, versprach der seit acht Jahren regierende Konservative Berisha. Er ist aber überzeugt, zu gewinnen.

Eine Wahl nach internationalen Standards ist eine Schlüsselforderung der EU für die Vergabe des Kandidatenstatus an Albanien. Zwei Mal wurde dieser vom Rat abgelehnt. Auf dem Weg zur EU, den sowohl Regierung als auch Opposition gehen wollen, hat der drei Millionen Einwohner zählende Adria-Staat noch gewaltige Hürden zu überwinden. Zu den größten Problemen zählen Korruption und fehlende Rechtssicherheit, die bisher auch die meisten internationalen Investoren wieder in die Flucht schlug.