Politik/Ausland

Machtübergabe in Katar

Der Emir von Katar, Scheich Hamad bin Khalifa al-Thani, hat die Macht an seinen Sohn Kronprinz Scheich Tamim ben Hamad al-Khalifa übergeben.

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In einer Fernsehansprache an die Nation sagte das 61-jährige Staatsoberhaupt des reichen Golfstaats am Dienstag: "Die Zeit ist gekommen, um eine neue Seite zu öffnen" und die "Verantwortung an die nächste Generation zu übertragen".

Der Emir hatte im Jahr 1995 in einer Palastrevolution seinen eigenen Vater von der Staatsspitze verdrängt und modernisierte Katar seither.

Vor nicht allzu langer Zeit wäre ein Machtwechsel im Emirat Katar weltpolitisch noch eine Randnotiz gewesen. Unter der Herrschaft von Emir Scheich Hamad ben Khalifa al-Thani, der am Dienstag zugunsten seines Sohns abdankte, entwickelte sich der kleine Wüstenstaat am Persischen Golf in den vergangenen 18 Jahren jedoch zu einer politischen Drehscheibe zwischen Ost und West. Der Rückzug des 61-jährigen Monarchen und die Inthronisierung des 33 Jahre alten Scheich Tamim ben Hamad al-Khalifa könnte dem Land nun weiteren Schwung verleihen.

In Katars Hauptstadt Doha treffen sich immer wieder Politiker und Diplomaten aus aller Welt, um über Krisen zu beraten und Verträge auszuhandeln. Wirtschaftlich ist der Staat mit seinen rund zwei Millionen Einwohnern wegen seiner umfangreichen Gasvorkommen, der drittgrößten der Welt, und Unternehmensbeteiligungen rund um den Globus heute ein Schwergewicht. Unter anderem baute Scheich Hamad den Satellitensender Al Jazeera auf, der zu einer der wichtigsten Informationsquellen in der arabischen Welt wurde. Im Jahr 2022 wird Katar als erster arabischer Staat Ausrichter der Fußballweltmeisterschaft sein.

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Obwohl das politische System aus westlicher Sicht demokratischen Maßstäben nicht genügt, übergibt Scheich Hamad ein "stabiles Land mit guten Beziehungen zu seinen Golfnachbarn, insbesondere Saudi-Arabien", wie der Analyst Abdelwahab Badrachan sagt. Er "erwarte in Katars Politik keine Änderungen".

Der neue Monarch ist nun Herr über ein Multimillionenimperium, das Beteiligungen etwa am Volkswagenkonzern sowie französischen und britischen Großunternehmen hält. Sein Vater übergab es ihm zwar freiwillig, was in der jüngeren arabischen Geschichte einzigartig ist, wird aber "ein wachsames Auge" auf ihn haben, wie Golfexperte Olivier Da Lage sagt.

Dass Scheich Hamim nach einer Übergangsphase die Regierung umbilden und dabei vor allem verjüngen könnte, halten viele Experten für wahrscheinlich. Dies werde aber weitgehend geräuschlos vonstattengehen, sagt Beobachter Salman Shaikh von der Denkfabrik Brookings Doha Centre. "Scheich Tamim ist nicht neu und wurde gut vorbereitet", fügt er hinzu.