Ex-Star der Linken droht nun sogar U-Haft
Von Walter Friedl
Eigentlich hatte Luiz Inacio da Silva, genannt Lula, noch Großes vor. Nach zwei Perioden als brasilianischer Präsident (2003–2011) musste er laut Verfassung das Amt seiner engsten Mitstreiterin Dilma Rousseff überlassen. Doch insgeheim spekulierte der ehemalige Star der Linken, der bis dahin ungekannte Zustimmungsraten aufwies, 2018 wieder als Staatsoberhaupt zu kandidieren. Jetzt freilich steht er vor den Trümmern seiner Karriere.
Zur Vorgeschichte: Im Zuge einer Korruptionsaffäre war Lulas Wohnung in Sao Paulo durchsucht und er selbst vorübergehend festgenommen worden. Der Ex-Präsident, der darin ein politisches Manöver ortet, rief daraufhin seine Anhänger zu Massenprotesten auf. Deswegen hat die Staatsanwaltschaft des Bundesstaates bei der Justizbehörde den Antrag auf Untersuchungshaft eingebracht.
Dem 70-Jährigen wird Geldwäsche vorgeworfen. Dabei geht es um ein dreistöckiges Luxus-Apartment an der Atlantikküste. Dies soll er von dem Bauunternehmen OAS erhalten haben – als Gegenleistung für Hilfen bei Auftragsvergaben. Der Ex-Staatschef bestreitet das vehement.
Tatsache ist, dass die Korruption im fünftgrößten Land der Welt weit verbreitet ist. Der heftigste Skandal rankt sich derzeit um den halbstaatliche Öl-Konzern Petrobras, in dem OAS ebenfalls verwickelt sein soll. In diesem Sumpf steckt auch Dilma Rousseff, der sogar ein Amtsenthebungsverfahren droht. Der Unmut in der Bevölkerung über Lulas Nachfolgerin ist riesengroß, für morgen sind Massendemonstrationen geplant.
Eines steht jetzt aber schon fest: Auf die strahlende Ära Lula sind enorme Schatten gefallen. Denn in seiner Amtszeit konnte er mit starken Wirtschaftswachstumsraten und Sozialprogrammen für Arme Millionen aus dem bitteren Elend führen und Brasilien als lateinamerikanischen "Tiger" auf dem Sprung zur ökonomischen Weltelite positionieren. Die sportlichen Mega-Events Fußball-WM 2014 und Olympia 2016 gaben/geben zusätzlich Schubkraft. Doch die Finanzkrise und vor allem das eigene Unvermögen lasten nun schwer auf dem Land.