Kreml droht Litauen wegen Transit-Beschränkungen in die Exklave Kaliningrad
Der Kreml hat Litauens Beschränkungen des Bahntransits zwischen der zu Russland gehörenden Ostsee-Exklave Kaliningrad und dem russischen Kernland als "illegal" kritisiert. "Diese Entscheidung ist wirklich beispiellos und stellt eine Verletzung von allem dar", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag der Agentur Interfax zufolge. Bereits die Entscheidung der EU, überhaupt Sanktionen gegen Russland zu verhängen, sei illegal. Er sprach von einer "mehr als ernsten Situation".
Die Exklave Kaliningrad um das ehemalige Königsberg liegt zwischen Litauen und Polen. Sie ist nur etwa 500 Kilometer von Berlin, aber mehr als 1000 Kilometer von Moskau entfernt.
Litauen hat seit Samstag den Bahntransit von Waren über sein Territorium nach Kaliningrad verboten, die auf westlichen Sanktionslisten stehen. Laut dem Chef der Gebietsverwaltung in Kaliningrad, Anton Alichanow, betrifft dies 40 bis 50 Prozent aller Transitgüter, wie Baumaterialien und Metalle.
Peskow sprach von "Elementen einer Blockade". Über eventuelle Gegenmaßnahmen wollte er nichts sagen.
Das russische Außenministerium berief unterdessen wegen der Transitbeschränkungen den geschäftsführenden diplomatischen Vertreter Litauens in Moskau ein - der Botschafter wurde bereits im April wegen des Ukrainekriegs abgezogen. Dabei forderte Moskau Vilnius dazu auf, die Restriktionen "unverzüglich" aufzuheben. Anderenfalls werde Russland "Maßnahmen zum Schutz seiner nationalen Interessen treffen".
Forderungen nach "Korridor"
In Talkshows des russischen Staatsfernsehens erhoben Teilnehmer in den vergangenen Wochen mehrfach die Forderung nach der Schaffung eines "Korridors" zwischen Kernrussland und der Ostsee-Exklave Kaliningrad. Das würde einen Angriff auf die dazwischen liegenden Länder Lettland und Litauen bedeuten.