Kneissl-Hochzeit: Putin flog für 75 Minuten und ein Tänzchen ein
Von Ida Metzger
„Danke. Wiederschau’n“, rief Wladimir Putin den Zaungästen in Gamlitz zu, stieg in seine schwarze gepanzerte Limousine, die extra mit einer Transportmaschine in die Südsteiermark eingeflogen worden war, und war wieder weg. 75 Minuten dauerte der Stopp bei der Hochzeit von Außenministerin Karin Kneissl. Dazwischen trällerten die Kosaken so lautstark russische Folklore-Lieder, dass man sie bis auf die Straße hörte. Putin legte ein Tänzchen mit Kneissl aufs Parkett.
Das war sein offizielles Show-Programm auf der südsteirischen Weinstraße. Putin kam natürlich nicht ohne Hintergedanken. Warum sonst sollte er ausgerechnet zur Hochzeit der Außenministerin in ein steirisches 4000-Seelen-Dorf anreisen, die er genau genommen gar nicht gut kennt?
Bilder von der Hochzeit
Kurz begleitete Putin zurück
Politisch gesehen passierte der spannendste Moment, als ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz zu Putin in die Limousine stieg und den Kremlchef auf der 30-minütigen Fahrt zum Airport begleitete. Laut dem Sprecher der Regierung, Peter Launsky-Tieffenthal, ging es neben bilateralen Fragen auch um die "aktuelle politische Lage und Krisenherde wie die Ukraine, Syrien, Energiepolitik und das Verhältnis EU-Russland". Putin, der zweitmächtigste Mann der Welt, reiste anschließend im Privatjet nach Deutschland zu Angela Merkel.
Die ersten Schaulustigen, die die Putin-Show sehen wollten, hatten sich schon um neun Uhr vormittags auf der südsteirischen Weinstraße in Stellung gebracht. Die Hochzeit, die Braut, das Hochzeitsdirndl, die Vierspänner-Kutsche, Kneissls Boxer-Hunde mit Blumenhalsbändern – ja sogar Kanzler Sebastian Kurz – waren für die Kiebitze, die aus Bayern kamen, an diesem Tag Nebensache. Sie wollten Wladimir Putin sehen. „Wir wollten eigentlich wandern gehen, aber Putin sieht man nicht jeden Tag. Würde die Hochzeit in Deutschland stattfinden, könnten wir ihn nie so nah sehen. Denn da wird der gesamte Umkreis abgesperrt. Hier sind wir nur 50 Meter vom Kremlchef entfernt“, so einer der Schaulustigen aus Deutschland.
Spekuliert wurde rund um Putins Stippvisite unentwegt. Wie wird Putin zur Hochzeit kommen? Mit dem Hubschrauber? Mit seiner gepanzerten Limousine? Wo wird der Hubschrauber landen? In Gamlitz am Sportplatz? Beim Weingut Tement? Letztendlich kam Putin in einem Auto-Konvoi, begleitet von zwei Polizei-Hubschraubern. Die Autobahn wurde de facto für den russischen Präsidenten gesperrt.
Trotz des Aufgebots an Cobra-Einheiten und russischen Security-Spezialisten lief die Hochzeit überraschend entspannt ab. Die Kiebitze riefen „Wladimir, Wladimir“. Selbiger lachte, winkte und signierte für das Brautpaar einen Käfer-Oldtimer, der von einem Hundefutter-Produzenten gesponsert war. Seine Nachricht, umrahmt von einem Herz: „Das Brautpaar: Wolfgang und Karin“, darunter die Unterschrift des russischen Präsidenten.
Putin meinte später in Berlin über seinen Kurzbesuch: „Das war ein guter Ausflug, sehr freundlich. Es war ein privater Besuch.“