Klimakonferenz: Inselstaat Palau fürchtet, im Meer zu versinken
Der Präsident des Inselstaats Palau im Pazifik hat vor dem Untergang seines Landes und dessen Kultur wegen des Klimawandels gewarnt. "Wir müssen handeln, und zwar sofort, weil es sonst um unser Aussterben geht", sagte Staatschef Surangel Whipps Jr. am Montag dem Sender BBC Radio 4 auf dem UNO-Klimagipfel in Glasgow. "Wir wollen, dass die Leute auf dieser Konferenz verstehen, dass wir nicht länger nur reden und Mini-Schritte unternehmen oder die Sache vertagen können."
Nötig seien radikale Änderungen, die tatsächlich Folgen hätten. "Wenn diese Inseln untergehen, haben wir die Kultur, die Sprache, die Identität der Menschen verloren", sagte der Präsident.
"Natürlich kann man die Leute in ein Gebäude nach Shanghai umziehen oder auf ein Feld in Arkansas oder sonstwohin." Aber das hätte schwere Folgen, mahnte Whipps. "Sie sind nicht mehr länger eine Nation, nicht mehr länger ein Volk. Wir sollten nicht wegen des Handelns der größten CO2-Emittenten aussterben."
Palau mit etwa 19.000 Einwohnern besteht aus mehr als 500 Inseln und liegt rund 1.000 Kilometer östlich der Philippinen. Wegen des Klimawandels steigt der Meeresspiegel, das führt zu Überschwemmungen. Am Vortag hatte bereits die Klima-Botschafterin des Pazifikstaats Marshallinseln vor ähnlichen Folgen für ihr Land gewarnt.
Satelliten zeigen: Grönland schmilzt
Das Überschwemmungsrisiko steigt weltweit: Grönlands Eisschild ist einer neuen Studie zufolge in den vergangenen zehn Jahren um etwa 3,5 Billionen Tonnen geschmolzen und hat damit den Meeresspiegel um einen Zentimeter ansteigen lassen.
Laut der am Montag in der Zeitschrift Nature Communications veröffentlichten Studie fielen allein zwei Drittel davon in den Hitzesommern 2012 und 2019 an. Dies weise darauf hin, dass Hitzewellen infolge der Klimaerwärmung eine besonders große Rolle bei der Eisschmelze spielen.
Für die Studie hatten die Forscher erstmals Satellitendaten der Europäischen Raumfahrtagentur ESA ausgewertet. Diese halfen ihnen, den tatsächlichen Verlust in einem bestimmten Jahr schnell und genau abzuschätzen und die Auswirkungen auf den Anstieg des Meeresspiegels umzurechnen. Unter anderem fanden sie heraus, dass 2012, als ungewöhnlich warme Luft wochenlang über dem Eisschild gehangen hatte, 527 Milliarden Tonnen Eis verloren gingen.
"Wie überall auf der Welt ist auch Grönland anfällig für eine Zunahme extremer Wetterereignisse", erklärte Studien-Hauptautor Thomas Slater von der Universität Leeds in Großbritannien. Angesichts der kontinuierlichen Klimaerwärmung sei deshalb damit zu rechnen, "dass extreme Schmelzen in Grönland häufiger auftreten werden".
Mit einer Fläche von fast 1,8 Millionen Quadratkilometern ist Grönlands Inlandeis der zweitgrößte Eisschild nach der Antarktis. Es bereitet den Wissenschaftern besondere Sorge, da die Erwärmung in der Arktis dreimal so schnell verläuft wie in anderen Teilen der Welt.
Nach den Berechnungen Slaters und seiner Kollegen hat die Schmelze des Grönland-Eisschilds in den vergangenen Jahren um 21 Prozent zugenommen. Die Schmelze von 2011 bis 2019 und der damit verbundene Anstieg des Meeresspiegels um einen Zentimeter habe Küstenregionen weltweit einem höheren Risiko von Überschwemmungen ausgesetzt, heißt es in der Studie.
Ihre Methode helfe, "ein besseres Verständnis der komplexen Prozesse der Eisschmelze" zu entwickeln, erklärte Mitautorin Amber Leeson von der britischen Lancaster University. Demnach deuten die Modellschätzungen darauf hin, dass Grönlands Eisschild "bis zum Jahr 2100 zwischen drei und 23 Zentimeter zum weltweiten Anstieg des Meeresspiegels beitragen wird"