Kim Jong Nam: Frauen hatten Tötungsabsicht
Zwei nach dem mysteriösen Mord am älteren Halbbruder von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un festgenommene Frauen haben nach Polizeiangaben die Giftattacke wissentlich verübt. Malaysias Polizeichef Khalid Abu Bakar sagte am Mittwoch auf eine entsprechende Frage eines Journalisten: "Ja, natürlich wussten sie es."
Ein Überwachungsvideo vom Flughafen in Kuala Lumpur, auf dem das Attentat zu sehen ist, zeige, dass eine der Frauen sofort nach der Tat einen Waschraum aufsuche, weil sie sich "sehr bewusst " gewesen sei, dass sie wegen des Gifts ihre Hände waschen musste, sagte Khalid. Die beiden Täterinnen hätten in örtlichen Einkaufszentren für ihre Tat trainiert.
Vier Verdächtige wurden bereits festgenommen, ein 46-jähriger Nordkoreaner, eine 25-jährige Frau mit indonesischem Pass und ihr malaysischer Freund sowie eine 28-jährige Verdächtige mit vietnamesischem Pass. Mehrere weitere Verdächtige aus Nordkorea werden noch gesucht. Die Behörden ihres Heimatlandes hatten vermutet, dass die 25-Jährige aus Indonesien bei dem Attentat "ausgetrickst" worden ist. Die Frau habe glauben sollen, sie nehme an einem Streich für eine Fernsehshow im Stil der "Versteckten Kamera" teil. Dieser Version widersprach nun der malaysische Polizeichef.
Fünf Nordkoreaner unter Verdacht
Polizeichef Khalid teilte am Mittwoch weiter mit, nach den bisherigen Ermittlungen stünden fünf Nordkoreaner in Zusammenhang mit der Attacke. Drei weitere, darunter ein Diplomat und ein Mitarbeiter der staatlichen nordkoreanischen Fluggesellschaft, würden gesucht und sollten befragt werden. Entsprechende Gesuche zur Vernehmung der beiden seien an den nordkoreanischen Botschafter gerichtet worden. Bei einer Weigerung müssten Zwangsmaßnahmen ergriffen werden, sagte Khalid.
Dass Interesse der malaysischen Polizei betrifft auch die Nummer Zwei der nordkoreanischen Botschaft, unter den drei für eine Aussage gesuchten Nordkoreanern sei auch der Diplomat Hyon Kwang-song, sagte der Polizeichef. In einem Brief an die Botschaft sei um eine Erlaubnis zur Befragung Hyons und eines Mitarbeiters der staatlichen nordkoreanischen Fluggesellschaft gebeten worden.
"Tief verstrickt"
Vier weitere Verdächtige aus Nordkorea, Männer im Alter von 33 bis 57 Jahren, haben sich nach Erkenntnissen der malaysischen Behörden nach Pjöngjang abgesetzt. Die insgesamt fünf Verdächtigen aus Nordkorea sind nach Ansicht des malaysischen Polizeichefs "tief" in den Mord verstrickt.
Der nordkoreanische Botschafter Kang Chol, der in dem Fall bereits ins malaysische Außenministerium zitiert worden war, äußerte sich am Mittwoch nicht zu der Befragungsaufforderung an seinen Kollegen. Er forderte aber die Freilassung der "beiden unschuldigen Frauen aus Vietnam und Indonesien sowie des Staatsbürgers aus Nordkorea".
Nach Angaben aus Südkorea ergaben die malaysischen Ermittlungen, dass Pjöngjang hinter dem Anschlag steckt. Nordkorea wirft seinerseits Südkorea vor, die Ermittlungen zu beeinflussen.