Kaufrausch arabischer Investoren in Bosnien
Seit Monaten beobachten die Bosniaken, Kroaten und Serben in Bosnien-Herzegowina die ungebremste Kauflust von Scheichs der arabischen Halbinsel. Am Freitag ist nun ein neuer Player aus Abu Dhabi in den Ring getreten.
Die Investoren kommen aus Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Katar und Kuwait. Sie verfügen über Milliardenkapital. Planungen für einen futuristischen Stadtteil für 40.000 Einwohner um zwei Milliarden Euro, eine ebenfalls milliardenteure Appartement-Siedlung auf einem 180.000 Quadratmeter großen Areal bei Sarajewo und ein 2,2 Milliarden teures Projekt für 40.000 Menschen im 30 Kilometer entfernten Trnovo sind nur ein paar Beispiele für den Dollar-Regen, der auf das Land niedergeht.
Luxus-Bergdorf
Freitag gab auch der Investor "Green Valley International Real Estate" mit Sitz in Abu Dhabi bekannt, dass in Bosnien-Herzegowina und Marokko zwei Projekte im Wert von 147 Millionen Euro geplant sind. In Vogosca, auf einem der höchsten Gipfel mit Blick auf Sarajevo, sollen auf 73.000 Quadratmetern ein Komplex mit 106 Villen und 224 Appartements entstehen. Besonders lebenswert soll das luxuriöse Bergdorf durch Freizeiteinrichtungen wie Schwimmbäder, Fitnessstudio , eine Promenade, Basketballplatz , Fitnesscenter , Supermarkt, Restaurants und Cafés werden.
Es ist nur ein vergleichsweise kleines Engagement von Green Valley Real Estate in Europa. Dessen Chef, Ali Saeed Al Salami, erklärte, man wolle dadurch aber allen Investoren aus den GCC-Staaten (Kooperationsrat der Arabischen Staaten) die Türen in Europa öffnen. GCC umfasst Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und die Vereinigten Emirate.
Die Wirtschaft in Bosnien-Herzegowina liegt darnieder, denn Investoren aus der EU trauen sich angesichts der instabilen Lage kaum ins Land. Doch die Freude über den Geldsegen von der arabischen Halbinsel im Lande ist sehr verhalten. Und das nicht nur wegen des verstörenden Umstandes, dass die Scheichs ihre Milliarden laut bosnischem Sicherheitsdienst per Koffertransport ins Land bringen, was die Korruption befeuern könnte.
Die moderaten bosnischen Muslime fürchten sich insbesondere vor allem vor einer zusätzlichen Radikalisierung.
Nur mit viel Mühe konnten sie jene El-Kaida-Mudschaheddin, die im Bosnien-Krieg ins Land gekommen waren, wieder loswerden. Es bedurfte auch einer großen Kraftanstrengung, mit Polizei und Geheimdienst jene Dörfer unter Kontrolle zu bekommen, in denen sich die Terrormiliz "Islamischer Staat" eingenistet hatte.
Durch den Zuzug der arabaischen Investoren fürchten viele eine Zunahme des fundamentalistischen Wahabismus. Das haben schon einige Saudis vorgeführt, die ihre Mitarbeiter zum Leben nach den wahhabitischen Vorgaben nötigen.
Ende des Öl-Booms
Ein oft geäußerter Verdacht: Die Scheichs wollen sich ein Sprungbrett nach Europa für die Zeit nach dem Ölboom schaffen. Die könnte schon bald bevorstehen. Erst Samstag gab der saudische Vize-Kronprinz Muhammad Bin Salman bekannt, dass im Jahr 2017 ein Zwei-Billionen-Dollar-Fonds für die Post-Erdöl-Ära geschaffen werden soll.