Kann man noch in die Türkei reisen?
Von Caecilia Smekal
Der neu aufgeflammte Kurdenkonflikt, islamistischer Terror, Flüchtlingskrise. Es gibt viele Gründe, wieso Urlauber derzeit die Türkei - traditionell eine der beliebtesten Destinationen der Österreicher - meiden. Der weltgrößte Reisekonzern TUI hat etwa für die Türkei einen Buchungsrückgang von 40 Prozent international registriert.
In Ankara gab es am Mittwoch einen schweren Anschlag, bei dem 28 Menschen starben; die letzte verheerende Attacke in der türkischen Hauptstadt hatte im vergangenen Oktober stattgefunden. Zwei Sprengsätze hatten mehr als 100 Menschen in den Tod gerissen. In der Metropole Istanbul starben auf dem bei Touristen beliebten Sultan-Ahmed-Platz bei einem Terroranschlag elf Menschen, zehn davon waren Deutsche. Im Osten und Südosten des Landes kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu bewaffneten Zusammenstößen; von Reisen in die Provinzen nahe der Grenzen zum Irak und zu Syrien rät das österreichische Außenministerium ohnehin ab. Im Rest der Türkei besteht ein erhöhtes Sicherheitsrisiko.
Türkei ist nicht Türkei
Die auch von Österreichern frequentierten Urlaubsorte nahe Antalya, Bodrum oder Izmir sind weit genug entfernt. Hier besteht keine Warnung. "Diese Tourismusregionen sind großteils ruhig, sie sind rund 500 Kilometer von den Krisengebieten entfernt", sagt Kathrin Limpel von TUI Österreich. Man müsse bei der Türkei differenzieren - und nicht das Land als ein Ganzes betrachten. Der Reisekonzern stützt sich bei der Einschätzung einerseits auf Informationen von den Kollegen vor Ort, "hauptsächlich aber auf das Außenministerium. Wenn das Ministerium seine Einschätzung nicht verändert, sehen wir dazu auch keinen Bedarf", sagt Limpel. Gibt es eine Reisewarnung, könne man kostenlos stornieren, oder umbuchen. "In der Vergangenheit war es aber nicht immer nötig, dass eine Warnung besteht, wir gehen hier kulant vor". Mögliche Buchungsrückgänge österreichischer Urlauber will sie nicht nennen, TUI rechnet aber noch mit einem Aufschwung in der Hauptsaison. "Da sind die größte Zielgruppe Familien, und diese buchen in der Regel früh. Wir merken derzeit, dass sie abwarten. Bleibt der Status unverändert, glauben wir, dass die Buchungen noch kommen, nur eben später." Derzeit würden sich die Kunden aber eher auf Spanien und Griechenland konzentrieren.
"Kann überall etwas passieren"
Manche Urlauber würden aber einfach abwarten. Generell gilt, sagt Peterleithner: "Den Hausverstand benutzen", etwa nicht zu Demonstrationen zu gehen, bei denen aufgeheizte Stimmung zu erwarten sei. Mit solchen ist in den Badeorten nicht zu rechnen. Laut dem ÖRV-Chef fahren die Österreicher ohnehin kaum in die Großstädte, sondern an die türkische Riviera oder an die ägäische Küste. Die Städtetouristen machten nur etwa fünf Prozent aus.
Auch Russen bleiben aus
Für die türkische Wirtschaft ist die instabile Lage eine Katastrophe. Nicht nur die österreichischen Touristen zögern, auch die deutschen und die russischen. Nach dem Abschuss eines russischen Kampfflugzeuges durch türkische Jets im November haben sich auch die Beziehungen zwischen Ankara und Moskau verschlechtert. Seitdem sinkt auch die Zahl russischer Besucher in der Türkei merklich. Moskau verbot Charterflüge in die Türkei und untersagte russischen Reiseagenturen, Reisen dorthin zu verkaufen.