Juncker-Alkoholdebatte zur Unzeit
Das hat Jean-Claude Juncker gerade noch gefehlt: Der ehemalige luxemburgische Premier und Chef der Euro-Gruppe ist Opfer eines Tabubruchs. Sein Nachfolger als Euro-Vorsitzender, der Niederländer Jereon Dijsselbloem, hat sich in einer Talkshow wenig schmeichelhaft über Juncker geäußert: „Er ist ein starker Raucher und Trinker.“
Gerüchte über die „schlechten Gewohnheiten“ des Christdemokraten, wie der EU-Nachrichtendienst Observer schreibt, gibt es seit Jahren. „Doch man spricht öffentlich nicht darüber, das geht zu weit, das ist ein Tabubruch“, mokiert sich ein hochrangiger EU-Diplomat.
Für Juncker kommt diese Debatte zur Unzeit. Mitten in seiner PR-Kampagne um die Kandidatur als Kommissionspräsident muss er sich verzweifelt verteidigen: „Ich habe kein Alkoholproblem“, sagt er in Interviews.
Luxemburger Insider bezweifeln, dass Juncker den Job Kommissionspräsident wirklich anstrebt. „Das ist ein Ablenkungsmanöver. Er ist ein gevifter Taktiker, eigentlich will er Ratspräsident und Nachfolger von Herman Van Rompuy werden“, sagt ein Kenner des Großherzogtums zum KURIER. Kommissionspräsident hätte er schon 2004 werden können – und hat abgelehnt.
Gleich am Beginn seiner zweiten Amtszeit will sich Bundeskanzler Werner Faymann europa- und außenpolitischen Terminen widmen. Am 16. Jänner empfängt er den französischen Premier Jean-Marc Ayrault in Wien. Am 21. Jänner trifft er bei der traditionell ersten Auslandsreise den Schweizer Bundespräsidenten Didier Burkhalter in Bern. Am 30. Jänner wird Faymann vor der Parlamentarischen Versammlung des Europarates in Straßburg über die „Perspektiven der EU“ sprechen.