Jüdische Gruppen kritisieren Trumps Vorwurf der "Illoyalität"
US-Präsident Donald Trump hat jüdischen Wählern der US-Demokraten "Illoyalität" vorgeworfen und damit scharfe Kritik jüdisch-amerikanischer Organisationen hervorgerufen. "Es ist unklar, wem gegenüber (laut Trump) Juden 'illoyal' sein sollen, aber Anschuldigungen von Illoyalität wurden schon lange dazu benutzt, um Juden anzugreifen", so Jonathan Greenblatt von der Anti-Diffamierungsliga (ADL).
Auf Twitter forderte er zudem in der Nacht auf Mittwoch auch dazu auf, damit aufzuhören, "Juden als politischen Spielball zu verwenden". Trump hatte zuvor Juden in den USA, die für die Demokraten stimmen, Illoyalität unterstellt. Der Republikaner äußerte sich zur Entscheidung der israelischen Regierung, den beiden demokratischen Kongressabgeordneten Ilhan Omar und Rashida Tlaib die Einreise zu verweigern.
Trump verband dies mit einer Attacke auf die Demokraten: "Was ist aus der demokratischen Partei geworden? Was ist aus ihnen geworden, wenn sie diese beiden Personen verteidigen und damit über den Staat Israel stellen?", fragte er und fügte hinzu: "Und ich denke, dass alle jüdischen Personen, die für einen Demokraten stimmen, ich denke, das zeigt entweder eine totale Wissenslücke oder große Illoyalität."
Demokraten wollten Palästinenser-Gebiete besuchen
Omar und Tlaib hatten einen politischen Besuch in Israel und in den Palästinenser-Gebieten geplant. Israels Regierung hatte am vergangenen Donnerstag aber verkündet, die beiden würden nicht ins Land gelassen. Als Begründung nannte die Regierung, dass sich beide im US-Kongress für Gesetze zum Boykott Israels einsetzten.
David Harris, Vorsitzender des American Jewish Committee in Washington, verurteilte Trumps Aussagen ebenfalls. Er bezeichnete sie in einer Mitteilung als "auf schockierende Weise spaltend und unziemlich für den Inhaber des höchsten Amtes". Amerikanische Juden hätten wie alle anderen Amerikaner unterschiedliche politische Haltungen. "Seine Einschätzung ihres Wissens oder ihrer 'Loyalität', basierend auf ihrer Parteipräferenz, ist unpassend, unerwünscht und absolut gefährlich."
Dan Shapiro, ehemaliger US-Botschafter in Israel, schrieb auf Twitter zu Trumps Aussagen: "Er ist widerlich, natürlich. Aber das verdient, verspottet zu werden, mehr noch als verurteilt zu werden." Jedes Mal, wenn Trump spreche, führe dies zu einem höheren jüdisch-demokratischen Wähleranteil.
Kritik an Schweigen Netanjahus
In Israel kam Kritik von Oppositionspolitikern. Der jüdische Parlamentsabgeordnete Ofir Cassif von der Vereinigten Arabischen Liste schrieb auf Twitter: "In einer normalen Welt würde ein Präsident, der so über die Juden in seinem Land spricht, vom israelischen Ministerpräsidenten aufs Schärfste verurteilt." Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bleibe dagegen selbst im Angesicht von Antisemitismus stumm.
Tamar Sandberg, Abgeordnete der linken Merez-Partei, schrieb auf Twitter, die Loyalität von Juden werde schon seit Generationen angezweifelt. "Heute vereint es das antiliberale Bündnis von Netanjahu, Trump und anderen Spitzenpolitikern."
Trump freut sich über Lob
Trump selbst freute sich über das Lob eines für Verschwörungstheorien bekannten Radiomoderators. Donald Trump sei "der beste Präsident für Juden", der "König von Israel" oder gar "die zweite Wiederkehr Gottes", pries ihn Moderator Wayne Allyn Root. Trump verbreitete das Lob am Mittwoch ausführlich in drei Tweets und bedankte sich bei Root für die "sehr netten Worte".