Jetzt ist es offiziell: 66 Prozent der Iren für Ende des Abtreibungsverbots
Beim Referendum in Irland hat eine klare Mehrheit der Wähler für ein Ende des strengen Abtreibungsverbots gestimmt. Laut dem am Samstag veröffentlichten Endergebnis votierten 66 Prozent der Teilnehmer für das Recht auf Abtreibung. Die Beteiligung lag bei 64 Prozent, der höchste Wert bei einem Referendum in Irland bisher.
Mit dem Votum wurde ein im Jahr 1983 beschlossener Artikel aus der Verfassung gestrichen, der menschliches Leben ab der Empfängnis im Mutterleib unter gesetzlichen Schutz stellte. Frauen und Ärzten drohten für die Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen bis zu 14 Jahre Haft.
Reaktionen aus Österreich
NEOS, Liste Pilz und Grüne haben das Ja der Iren für eine Lockerung des strikten Abtreibungsverbots begrüßt. "Heute ist ein er'fraulicher' Tag für die Selbstbestimmtheit der Frau in der Europäischen Union", schrieb NEOS-Europaabgeordnete Angelika Mlinar auf Facebook. Maria Stern von der Liste Pilz sprach von einem "Sieg der Vernunft über eine restriktive und bevormundende Frauenpolitik".
Stern betonte in einer Aussendung, dass auch die österreichische Situation "reformbedürftig" sei, da in Tirol und Vorarlberg ein Schwangerschaftsabbruch weiterhin offiziell nicht möglich sei. Außerdem sei Österreich das einzige Land Westeuropas, "in dem weder Verhütungsmittel noch Abtreibungen von den Kassen zumindest teilfinanziert werden".
Mlinar bezeichnete das irische Votum als einen "wichtigen Schritt" für die Frauen in Europa. "Frau muss in Europa das Recht und die Möglichkeit haben über ihren eigenen Körper bestimmen zu können", betonte die EU-Abgeordnete.
Mlinars Grüne Abgeordnetenkollegin Monika Vana zeigte sich in einer Aussendung ebenfalls erfreut über das irische Votum. "Die Kampagne der Abtreibungsgegner ist ins Leere gelaufen, nach dem Votum für gleichgeschlechtliche Ehe setzt die Bevölkerung nun ein erneutes Zeichen für gesellschaftspolitischen Wandel in Irland", betonte sie. Die Grüne Bundesrätin Ewa Dziedzic wies darauf hin, dass das bisherige Abtreibungsverbot "zu unzähligen Tragödien" in Irland geführt habe. Frauen seien gestorben, weil die Ärzte sich weigerten, nicht lebensfähige Föten aus der Gebärmutter zu entfernen.
Als "großen Erfolg für die Menschen und eine eindrucksvolle Bestätigung der Selbstbestimmung in einer Demokratie" wertete der Leiter der Gynmed Ambulatorien für Schwangerschaftsabbruch und Familienplanung, Christian Fiala, den Referendumsausgang. Es handle sich dabei um einen "zivilisatorische(n) Sieg über religiösen Fundamentalismus", so Fiala. Auch in Österreich gebe es Aufholbedarf, schrieb der Gynäkologe in einer Aussendung unter Verweis auf den immer noch mit einem Jahr Haft bedrohten Schwangerschaftsabbruch in bestimmten Fällen, etwa bei einer Selbstmedikation.