Jetzt geht die Trump-Show erst richtig los
Von Daniela Kittner
Vor wenigen Monaten noch hätte es niemand für möglich gehalten. Am Dienstagabend auf dem Parteitag der Republikaner in Cleveland wurde es wahr: Donald Trump ist der Präsidentschaftskandidat der Grand Old Party. "Wenn irgend etwas als unmöglich gilt, dann treibt das meinen Vater erst so richtig an", sagte Donald Trump junior in seiner Rede nach der Nominierung seines Vaters.
Der wegen seines unberechenbaren Populismus umstrittene Milliardär und Immobilien-Tycoon hatte bei den Vorwahlen das gesamte Establishment der Republikaner überrollt und 16 Konkurrenten ausgestochen, darunter den Senator aus Texas, Ted Cruz, der am Dienstag auf der Convention mit 475 die zweitmeisten Delegiertenstimmen bekam. Gegner Trumps hatten am Montag versucht, eine Änderung des Vorwahlprozederes durch den Parteitag zu bringen, damit "Unfälle" wie jener mit Trump künftig nicht mehr passieren. Laut Beobachtern sollte dies Ted Cruz in vier Jahren den Weg an die Spitze ebnen, doch die Aktion wurde von Trump-Befürwortern abgeblockt.
Fest für Trump
Aufgrund der Spannungen an der Parteibasis wurde der "roll call", der Rund-Aufruf der Delegationen aus den Bundesstaaten, mit Interesse erwartet. Er sollte zu einem Fest für Trump werden.
Sechzehn Staaten votierten geschlossen für Trump als Präsidentschaftskandidaten, darunter Indiana, Washington, New Jersey und Arizona. In acht Staaten bekam Trump nur eine Minderheit an Stimmen, darunter Texas, Minnesota, Colorado. Aus Ohio, dem Gastgeberland für die Convention, gingen alle Stimmen an dessen Gouverneur John Kasich.
Als beim "roll call" New York an der Reihe war, lag es an Donald Trump junior, der als Sprecher der New Yorker Delegierten fungierte, das Votum der Trump-Heimat bekannt zu geben: geschlossene 89 Stimmen für Trump senior – und das Überspringen der nötigen Hürde von 1237 Stimmen.
"Recht und Ordnung"
In Summe gingen 1725 von 2446 Delegiertenstimmen an Trump, das sind 70 Prozent. Auf dem großen Würfel, der von dem Hallendach der Quick-loan-Arena hängt, wurde eine Videobotschaft von Donald Trump direkt aus dem Trump-Tower in New York eingespielt: "Ich bin so stolz, euer Kandidat für den Präsidenten der Vereinigten Staaten zu sein. Dieses beste Ergebnis in der Geschichte der republikanischen Partei beweist, dass wir eine Bewegung geworden sind, die ihren Weg gehen muss." Inhaltlich wiederholte Trump in seinem kurzen Statement lediglich, dass mit ihm "wieder Recht und Ordnung einkehren" würden. Alles Weitere werde er in seiner Rede am Donnerstag sagen.
Seine wesentlichen inhaltlichen Schwerpunkte sind bekannt: Trump hält – wie sein ebenfalls nominierter Vizepräsident Mike Pence – den Klimawandel für wissenschaftlich nicht erwiesen. Er tritt massiv für Kohleförderung in den US-Staaten ein, das würde die USA "unabhängig machen in der Energieversorgung".
Trump will das US-Militär "größer, besser und stärker denn je machen" und verspricht eine technologische Aufrüstung der Army.
Wirtschaftspolitisch ist Steuernsenken und Deregulieren angesagt, allerdings ist Trump, anders als die republikanische Politik bisher, gegen Freihandel.
Wahlkampf beginnt
Der dritte Tag der republikanischen Convention ist nach der Nominierung ihres Spitzenkandidaten bereits ganz auf den Intensiv-Wahlkampf gegen die Demokraten ausgerichtet. Die Angriffe auf Hillary Clinton lassen an Schärfe nichts vermissen. Sie habe in der Mail-Affäre den Kongress belogen. Sie habe als Außenministerin lauter Fehlentscheidungen getroffen. Sie wolle die Amerikaner entwaffnen, ihnen das Recht auf Waffentragen streitig machen. Trump präsentiert sich als stolzen Unterstützer der Waffenlobby NRA. Hillary Clinton als Präsidentin wäre nichts anderes als vier weitere Jahre Obama. "Obama hat Amerika geschwächt. We will make America great again": Bis zur Wahl im November wird das bis zum Abwinken wiederholt werden.