Politik/Ausland

Offenbar ägyptische Soldaten in Aden gelandet

Die militärischen Auseinandersetzungen im Golfstaat Jemen laufen nun völlig aus dem Ruder. Am Donnerstag haben Hunderte schiitische Houthi-Rebellen laut Augenzeugenberichten den zentralen Bezirk Crater in der Hafenstadt Aden erobert. Dort ließen sie Panzer auffahren und patrouillierten durch das Viertel, auch der Präsidentensitz wurde eingenommen. "Die Menschen hier sind total verschüchtert. Niemand ist auf den Straßen. Es ist wie bei einer Ausgangssperre", schilderte Faruk Abdu in einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur Reuters.

Aden war eine der letzten Bastionen von Staatspräsident Abd-Rabbu Mansour Hadi. Dieser war zunächst aus der Hauptstadt Sanaa geflohen, nachdem die Aufständischen diese vor sechs Monaten eingenommen hatten. Zuletzt musste er auch Aden verlassen und dürfte sich jetzt in Saudi-Arabien aufhalten.

Riad hatte mit anderen mehrheitlich sunnitischen Nationen in der Vorwoche damit begonnen, Luftangriffe auf mutmaßliche Stellungen der Houthis zu fliegen – und auf Basen der mit den Rebellen verbündeten Militärkader des gestürzten Regimes von Ex-Machthaber Ali Abdullah Saleh. Dieser hatte nach Protesten 2012 fliehen müssen.

Da sich die Lage in Aden immer mehr zuspitzt, landeten dort am Donnerstag offenbar Hunderte ägyptische Soldaten. Allerdings wurde umgehend dementiert, dass das der Beginn einer Boden-Offensive des sunnitischen Militärbündnisses sei. Die Aufgabe der Armeeangehörigen sei es, Ausländer aus der umkämpften Stadt in Sicherheit zu bringen.

Dennoch könnte eine Bodenoffensive bevorstehen, da die bisherigen Luftschläge offenbar nicht die gewünschte Wirkung gezeigt haben. Saudi-Arabien hat laut eigenen Angaben dafür schon 150.000 Mann bereitgestellt – und als direkte Kriegsfolge ein erstes Opfer zu beklagen: Bei einem Beschuss von jemenitischer Seite wurde ein Grenzwachebeamter getötet, zehn weitere wurden verletzt.

In einem anderen Teil des Jemens stürmten mutmaßliche Mitglieder der Extremisten der "El Kaida auf der Arabischen Halbinsel" in Mukalla, 500 Kilometer von Aden entfernt, ein Gefängnis. Dabei wurden bis zu 300 Insassen befreit, darunter viele Terroristen und auch ein hoher Anführer der Gruppe.

Öl-Transport in Gefahr?

Brisant ist der aktuelle Konflikt vor allem deswegen, weil der schiitische Iran seine Glaubensbrüder im Jemen gegen Saudi-Arabien, dem Erzrivalen um die Vormacht in der Region, unterstützt. Laut des an sich gut informierten israelischen Internetdienstes DEBKAfile haben nun zwei Houthi-Bataillons die Kontrolle über die Meerenge Bab al-Mandab übernommen – diese seien vorher von den iranischen Revolutionsgarden trainiert worden. Durch dieses nur 27 km breite Nadelöhr (auf der Vis-a-vis-Seite liegt Dschibuti) werden täglich vier Millionen Barrel (zu je 159 Liter) Erdöl transportiert.

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