Krieg in Gaza: Israels Armee tötete die Nummer drei der Hamas
Die Nummer drei in der Führung der palästinensischen Terrororganisation Hamas, Marwan Issa, ist nach Angaben der US-Regierung bei einem israelischen Militäreinsatz getötet worden. Issa sei bereits in der vergangenen Woche getötet worden, sagte am Montag in Washington der Nationale Sicherheitsberater im Weißen Haus, Jake Sullivan.
Zuvor am Montag hatten US-Präsident Joe Biden und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erstmals seit rund einem Monat wieder miteinander telefoniert.
Weiterer Todesfall
Wenige Stunden zuvor hatte das israelische Militär bereits die Tötung eines ranghohen Hamas-Funktionärs bei einer Militäraktion im Al-Shifa-Krankenhaus verkündet.
Es handle sich dabei um Faik al-Mabhuh, Leiter einer Abteilung für innere Sicherheit der Hamas, die auch für operative Einsätze zuständig sei, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung des Militärs und des Inlandsgeheimdienstes Shin Bet am Montag. Bei der Aktion sind Hamas-Angaben auch Zivilisten ums Leben gekommen.
Al-Mabhuh sei getötet worden, nachdem Geheimdienstinformationen über die Anwesenheit ranghoher Hamas-Mitglieder in Shifa-Krankenhaus eingegangen seien, erklärte die Armee. Er habe sich bewaffnet in einem Gebäude des Krankenhauskomplexes versteckt gehalten und sei bei einer Konfrontation mit den Truppen getötet worden, hieß es in der Mitteilung. In dem Raum neben seinem Versteck seien mehrere Waffen gefunden worden. Augenzeugen berichteten von heftigen Schusswechseln innerhalb des Krankenhauses. Es gab Berichte, denen zufolge unter Dutzenden in der Klinik festgenommenen Menschen auch ein Journalist des arabischen Senders Al Jazeera war.
Brand ausgebrochen
Die Armee hatte die Bevölkerung erst Stunden nach Beginn der Aktion zur Evakuierung des Spitals und der Umgebung auf. "Um Ihre Sicherheit zu gewährleisten, müssen Sie das Gebiet sofort verlassen", erklärte Armeesprecher Avichay Adraee am Montag im Onlinedienst X. "Alle Menschen vor Ort" sollten sich erst in Richtung Westen und dann nach Süden in ein "humanitäres Gebiet" begeben. Die Armee vollzog damit eine Kehrtwende.
Zu Beginn ihrer Aktion gegen vermeintliche Terroristen hatte die Armee noch erklärt, eine Evakuierung sei nicht nötig. Die Truppen seien angewiesen worden, bei ihrer Aktion gegen ranghohe Anführer der Terrororganisation Hamas vorsichtig zu agieren. Verletzungen von Patienten, Zivilisten und medizinischem Personal sollen vermieden werden, hieß es.
Nach Angaben der Terrororganisation Hamas brach bei der israelischen Militäraktion ein Brand aus. Frauen und Kinder seien wegen der Rauchentwicklung erstickt. In dem Komplex sollen sich "zehntausende" Vertriebene aufhalten.
Israelische Luftangriffe und dutzende Panzer
Die Hamas erklärte, das Klinikgebäude sei beschossen worden, ohne dass man sich um Patienten, medizinisches Personal oder dort Schutz Suchende gekümmert hätte. Menschen seien in Operationsräumen und der Notaufnahme eingeschlossen. Die Kommunikation mit dem Krankenhaus sei abgerissen. "Es gibt Opfer, darunter Tote und Verletzte, und es ist unmöglich, jemanden zu retten, weil das Feuer so heftig ist", heißt es in der Mitteilung der von den Terroristen kontrollierten Gesundheitsbehörde. Jeder, der sich den Fenstern nähere, werde ins Visier genommen.
Augenzeugen an Ort und Stelle berichteten der Nachrichtenagentur AFP aus dem Stadtbezirk al-Rimal, in dem sich das Krankenhaus befindet, von israelischen Luftangriffen. Rund um das Gelände seien dutzende Panzer positioniert. Auf dem Gelände und rings um das Krankenhaus hätten kurz nach Morgengrauen Schusswechsel und Kämpfe begonnen. In einer gemeinsamen Erklärung von israelischer Armee und Geheimdienst hieß es dazu später: "Terroristen haben vom Krankenhaus aus das Feuer auf unsere Truppen eröffnet. Die Soldaten haben zurückgeschossen." Möglicherweise seien durch die Schüsse Menschen getroffen worden.
Neue Zahlen zu den Todesopfern
Das Al-Shifa-Krankenhaus ist eine der wenigen noch funktionierenden medizinischen Einrichtungen im Gazastreifen. Israel wirft der Hamas seit längerem vor, Krankenhäuser als Unterschlupf zu nutzen. Die islamistische Gruppierung bestreitet das.
Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde veröffentlichte indes neue Zahlen zu den Todesopfern durch die israelische Militäraktion im Gazastreifen. Demnach sind seit Beginn der Offensive 31.726 Palästinenser getötet und 73.792 verletzt worden. Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen, werden aber von internationalen Organisationen als glaubwürdig eingeschätzt und auch von Israel nicht bestritten. Dieses weist aber darauf hin, dass unter den Toten mehr als 13.000 Hamas-Terroristen seien.