Politik/Ausland

IS verliert Ort mit Symbolkraft

Nach dem Scheitern der Syrien-Gespräche im schweizerischen Lausanne werden die Kämpfe in dem Bürgerkriegsland mit unverminderter Härte fortgesetzt. Wobei die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) am Sonntag eine schmerzliche Niederlage hinnehmen musste – weniger militärisch, aber von hoher Symbolkraft.

Die "Gotteskrieger" mussten die kleine Stadt Dabiq im Norden Syriens, nahe der Grenze zur Türkei, räumen. Die Verteidiger hatten den anrückenden gemäßigten Rebellen der "Freien Syrischen Armee" (FSA), die von türkischen Kampfjets und Panzern unterstützt worden waren, nichts entgegenzusetzen. Dabiq ist laut einer dem Propheten Mohammed zugeschriebenen Überlieferung jener Ort, an dem der Endkampf zwischen Muslimen und ihren Feinden stattfinden wird. Der IS, der die Region 2014 überrannt hatte, erkannte schnell den Propagandawert der Stadt und benannte sein Dschihadisten-Magazin nach ihr.

Der Plan Erdogans

Nach der erfolgreichen Einnahme Dabiqs kündigte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan an, auf nordsyrischem Gebiet eine 5000 Quadratmeter umfassende "sichere Zone" etablieren zu wollen. Ankara hatte stets auf einen Pufferstreifen entlang der Grenze gedrängt, um dort den Flüchtlingen einen "save haven" bieten zu können. Tatsächlich will Erdoğan damit aber auch verhindern, dass die nach Unabhängigkeit strebenden nordsyrischen Kurden ein zusammenhängendes staatsähnliche Gebilde schaffen können.

In London traf US-Außenminister John Kery indes mit seinem britischen Amtskollegen Boris Johnson zusammen, um die weitere Vorgangsweise im Syrien-Konflikt zu erörtern. Auch Vertreter Italiens und Deutschlands nahmen an dem Treffen teil, von dem keine weitreichenden Beschlüsse erwartet wurden.

Druck auf Kreml

Fest steht aber, dass der Kreml wegen seiner massiven Unterstützung des syrischen Machthabers Bashar al-Assad und der russischen Luftangriffe auf Aleppo im Westen massiv kritisiert wird. In diesem Zusammenhang kündigte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) an, sich für eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland einsetzen zu wollen. Ähnlich hatte sich zuvor der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Europaparlaments, Elmar Brok (CDU), geäußert.

Der IS ist aber nicht nur in Syrien massiv in Bedrängnis geraten, auch im benachbarten Irak steht ihm eine Entscheidungsschlacht bevor.

Vor Sturm auf Mossul

Das irakische Militär hat offenbar alle Vorbereitungen abgeschlossen, um Mossul, die zweitgrößte Stadt des Landes, zurückerobern. Die Luftwaffe hat Flugblätter abgeworfen, wie sich die Bevölkerung bei dem noch für Oktober erwarteten Angriff verhalten soll. In Mossul – der IS hatte die Stadt im Sommer 2014 unter seine Gewalt gebracht – werden bis zu 4500 Dschihadisten vermutet. Ein verlustreicher Häuserkampf wird erwartet.