IS-Milizen umzingeln türkische Soldaten in Nord-Syrien
Von Andreas Schwarz
Die Türkei wird möglicherweise noch schneller als erwartet in den Krieg mit der Terrormiliz „Islamischer Staat“ gezogen: Die Islamisten, die im Norden Syriens seit Tagen gegen die Kurdenstadt Kobane vorrücken und eine Massenflucht in die Türkei ausgelöst haben, haben nun laut Spiegel-online einen türkischen Gebietsstreifen in Syrien umstellt. Die IS hat seit ihrem Vormarsch auf die Kurden-Enklave über 300 Dörfer im Umland unter ihre Kontrolle gebracht.
Die Türkei, die bereits Panzer an der Grenze zu Syrien auffahren ließ, hat nun weitere Truppen zusammengezogen.
Bei dem Gebietsstreifen 30 Kilometer südlich der eingekesselten Stadt Kobane handelt es sich um eine winzige türkische Exklave auf einer Landzunge im Euphrat. Auf ihr befindet sich das Mausoleum des Süleyman Shah, Großvater des ersten osmanischen Sultans. Es wird von türkischen Soldaten bewacht.
Die Türkei hatte nach einer sehr zurückhaltenden Haltung gegenüber dem Krieg des IS in Syrien und im Nordirak erst vergangene Woche ihre Haltung geändert. Im Kampf gegen den IS würden Luftangriffe der Allianz nicht reichen, sagte Präsident Erdogan. Am Donnerstag soll das Parlament in Ankara entscheiden, ob die Regierung ermächtigt wird, militärisch gegen die Terrormilizen vorzugehen und eine Sicherheitszone zu schaffen, in der kurdische Flüchtlinge aufgefangen (und von der Flucht in die Türkei abgehalten) werden sollen.
Warnung vor Massaker
Unterdessen haben die USA und ihre Verbündeten weiter IS-Stellungen nahe Kobane aus der Luft bombardiert. Der IS war gestern nur noch zwei Kilometer von der Stadt entfernt. Bewohner befürchten bei einer Eroberung durch den IS ein Massaker. Die Zahl der Luftangriffe in der Region sei zu gering und zu weit weg , beklagen Augenzeugen laut CNN. Die Extremisten griffen Kobane aus allen Richtungen an und beschössen die Stadt mit schwerer Artillerie. „Wir brauchen Hilfe. Wir brauchen Waffen. Wir brauchen wirksamere Luftschläge“, sagte Idriss Nassan aus Kobane.
Unterstützt von Luftangriffen, erstmals auch unter Beteiligung Großbritanniens, haben kurdische Einheiten im Nordirak Angriffe auf die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) begonnen. Zehn Dörfer wurden zurückerobert. Laut Internetseite Al-Mada setzten die kurdischen Kämpfer schwere Waffen ein, die ihnen aus dem Westen geliefert worden waren.
Dschihadisten lassen Geisel gegen USA wettern
Seit Beginn der US-geführten Offensive gegen den IS vor einer Woche sind nach Angaben von Aktivisten mehr als 200 Extremisten getötet worden. Die Terrormiliz veröffentlichte ein weiteres Propaganda-Video mit einem als Geisel festgehaltenen britischen Journalisten, in dem dieser die US-Strategie kritisieren muss. In Nordsyrien ließen die Dschihadisten 70 kurdische Schüler frei, die sie im Mai hatte, 30 werden noch vermisst.
Bei Autobomben und Granatanschlägen in mehrheitlich von Schiiten bewohnten Vierteln der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am Dienstag mindestens 35 Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt worden. Nach Angaben von Polizei und von Ärzten starben mindestens 20 Menschen, als am späten Abend im nordwestlich gelegenen Stadtteil Horreyya zwei Autobomben explodierten. 35 Menschen wurden verletzt.
Bei der Detonation einer weiteren Autobombe in Zaa'faraniya im Südosten Bagdads wurden demnach sieben weitere Menschen getötet und 18 verletzt. Im Viertel Sab al-Bour starben mindestens fünf Menschen bei einem Granatangriff, im Bezirk Shula töteten Granaten mindestens drei Personen.
Bei der Anschlagswelle handelt es sich um eine der gewaltsamsten in der irakischen Hauptstadt seit US-Streitkräfte vergangenes Monat begonnen haben, Stellungen der Terrormiliz IS im Irak und in Syrien zu bombardieren. Seitdem haben IS-Anhänger auch immer wieder Anschläge in Bagdad verübt. Zu den Angriffen vom Dienstag hat sich bisher jedoch noch niemand bekannt