Politik/Ausland

Rohanis Besuch: Roter Teppich ja – Rotwein nein

Zum Eingang Artischocken-Soufflee, als Hauptspeise Wolfsbarsch, Maroni-Semifreddo als Dessert. Das gab es beim Staatsbankett für den iranischen Präsidenten Hassan Rohani am Dienstag in Rom. Weinempfehlung des Hauses: Keine. Der Sommelier hatte an diesem Abend frei. Denn aus Respekt vor dem muslimischen Glauben des iranischen Staatsoberhauptes wurde am Dienstag kein Alkohol serviert.

„When in Rome, do as the Romans do“ (Wenn du in Rom bist, mach es wie die Römer), lautet ein Sprichwort. Doch Rom selbst führte es am Dienstag ad absurdum. Europäische Firmen erhoffen sich Milliardengeschäfte im – seit der Aufhebung der Sanktionen wieder zugänglichen – Iran. Dass nun in vorauseilendem Gehorsam Nackt-Skulpturen in den Kapitolinischen Museen vor Rohanis Besuch verhüllt worden waren, hat der Regierung in Rom im In- und Ausland viel Spott beschert. „Peinlich“, „verrückt“ und „lächerlich“ tönte es aus dem Mitte-Rechts-Lager, das eine „Unterwerfung“ gegenüber dem Islam witterte, aber auch von anderer Seite kam Kritik. Etwa von der „Fünf Sterne“-Protestbewegung.

Renzi nicht informiert

Doch weder Premier Matteo Renzi noch Italiens Kulturminister Dario Franceschini wollen von dem Beschluss gewusst haben. „Es hätte andere Wege gegeben, um die Sensibilität eines so wichtigen ausländischen Gasts nicht zu verletzen“, so Franceschini.
Rohani selbst versuchte am Mittwoch ganz diplomatisch die Wogen zu glätten: „Die Italiener sind ein gastfreundliches Volk, das sich bemüht, ein angenehmes Klima für den Gast zu schaffen. Ich danke dafür“, antwortete er einem Journalisten.

Doch wie viel Entgegenkommen ist bei offiziellen Besuchen wirklich angebracht? Der KURIER fragte im Büro von Bundespräsident Heinz Fischer nach. Dort hieß es, dass kein Staatsbesuch dem anderen gleiche. Komme etwa Besuch aus Israel, sei es selbstverständlich, dass koscher gekocht werde. Bei Alkohol sei man vorsichtig: Bei einem Gast aus Saudi-Arabien etwa bleibe das Bankett vollkommen alkoholfrei.

Ohne Kopfbedeckung

Und umgekehrt? Margit Fischer trug zuletzt beim Besuch im muslimisch geprägten Tunesien kein Kopftuch, beim Besuch im Iran schon (siehe Bild).

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Diese Entscheidungen werden im Vorfeld sehr genau abgewogen. Michelle Obama etwa sorgte 2015 für Aufsehen, als sie ohne Kopfbedeckung in Saudi-Arabien erschien (siehe Bild). Doch andere US-First-Ladys und Außenministerinnen wie Laura Bush, Condoleezza Rice und Hillary Clinton hatten es ihr bereits vorgemacht. Auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel war etwa 2010 ohne Kopfbedeckung in Riad gelandet.

Am Mittwoch traf Irans Präsident in Paris ein. Ein Willkommensdinner stand nicht auf der Tagesordnung. Die Europa-Tour Rohanis war ja für November geplant, wurde aber wegen der Terroranschläge verschoben. Damals soll der iranische Protokollchef darauf bestanden haben, dass das Abendessen im Elysée-Palast alkoholfrei bleibe. Die Franzosen sollen ihrerseits auf die Traditionen und somit Weinbegleitung zum Abendessen insistiert haben. Mangels Einigung wurde das Abendessen aus dem Protokoll gestrichen und diesmal nur ein – alkoholfreies – Mittagessen angesetzt.

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