Politik/Ausland

Neuer Aufschrei im Iran: 14-Jährige ohne Hijab festgenommen – Video geht viral

Das Video ist brutal: Nafas H., gerade mal 14 Jahre alt, wird von Gestalten in langen, schwarzen Gewändern in einen Kleinbus gezerrt. Die Sittenpolizei hat das Mädchen und ihre gleichaltrige Freundin in der iranischen Hauptstadt Teheran verhaftet; ihr Vergehen: Sie trugen kein Kopftuch. 

In der Islamischen Republik ist das Kopftuch per Gesetz vorgeschrieben, das teils gewaltsame Vorgehen der Sittenpolizei gegen Verstöße ist allerdings mehr als umstritten. Das zeigen die Reaktionen auf das Video im netz: "Wie lange braucht ihr noch um zu begreifen, dass diese Politik der islamischen Kleiderordnung gescheitert ist und nur zu noch mehr Unzufriedenheit in der Bevölkerung führt?", schrieb etwa Asar Mansuri, die Vorsitzende der Reformpartei Ettehad Mellat, auf X mit Blick auf die Führung des Landes.

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In den sozialen Medien stellte das Video sogar die Nachrichten bezüglich der Kriegsgefahr und Konfrontation mit dem Erzfeind Israel in den Schatten. Das islamische System solle sich schämen, so mit einem Kind umzugehen, schrieben viele Nutzer. „Für einen Angriff auf Israel habt ihr keinen Mut, aber auf ein junges Mädchen schon“, war ein Kommentar auf X.

Auch der neue Präsident Masoud Pezeshkian wurde in die Pflicht genommen. Dieser hatte im Wahlkampf die Kontrollen der Sittenwächter kritisiert und versprochen, diese umgehend zu stoppen. Anstatt „wegen eines Arabers“ - gemeint ist der Hamas-Auslandschef Ismail Haniyeh, der vergangene Woche im Iran gezielt getötet wurde, wofür Teheran Vergeltung an Israel angekündigt hat - das Land in einen Krieg zu führen, solle der Präsident die jungen Mädchen im eigenen Land beschützen, war vielfach zu lesen.

Mutter will klagen

Der Vorfall ereignete sich bereits im Juli. Das Video, das von Kameras der Verkehrspolizei aufgezeichnet wurde, ging jedoch erst in der Nacht auf Mittwoch viral. Die Mutter des Mädchens will nun die Sittenpolizei verklagen. Ihre Tochter sei von den Sittenwächtern verletzt worden und habe im Krankenhaus behandelt werden müssen. „Sie ist doch noch ein Kind, was soll diese Brutalität?“, sagte die Mutter dem Nachrichtenportal Tejarat-News.

Seit der Frauenbewegung im September 2022 haben das islamische System und seine Sittenwächter einen verschärften Kurs zur Kontrolle der islamischen Kleidungsregeln eingeschlagen. Frauen ohne Kopftuch werden zunächst verwarnt. Bei Nichtbeachtung der Warnungen werden sie festgenommen und auf die Polizeiwache gebracht. 

Auslöser der Proteste war damals der Tod der jungen iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini. Weil unter ihrem Kopftuch ein paar Haarsträhnen zu sehen waren, wurde sie von der Sittenpolizei verhaftet. Sie starb in Polizeigewahrsam.