Ibiza-Video gab AfD kräftigen Schub nach oben
Von Daniela Kittner
Das berüchtigte Ibiza-Video hat nicht nur in Österreich ein politisches Beben ausgelöst, der türkis-blauen Koalition ein jähes Ende bereitet und zu Neuwahlen geführt. Es hat sich auch in Deutschland spürbar ausgewirkt. "Das Ibiza-Video hat die AfD von sieben auf elf Prozent gebracht": Das sagte die Chefin für empirische Sozialforschung der Konrad-Adenauer-Stiftung, Viola Neu, anlässlich eines Besuchs bei der Schwesterorganisation, der Politischen Akademie der ÖVP.
Man könne zwar nicht bei jeder einzelnen Stimme beweisen, dass sie wegen des Ibiza-Videos zur AfD wanderte, aber: "Vor dem Ibiza-Video lag die AfD in den Umfragen bei sieben Prozent, danach bei elf." Letzteres war auch das Wahlergebnis am 26. Mai. Viola Neu erklärt den Effekt so: Die Rechtsaußen-Partei entwickle eine "Wagenburgmentalität", wenn sie das Gefühl hat, dass "auf sie draufgeschlagen" wird. Neu: "Die AfD hat eine emotionale Solidarität mit Strache entwickelt."
In Österreich hielt sich die FPÖ zwar gut, aber zugelegt hat sie aufgrund des Ibiza-Videos nicht. "Vor dem Ibiza-Video lag die FPÖ in den Umfragen bei 21 bis 23 Prozent, bei der Wahl wurden es 17,2 Prozent", sagt Meinungsforscher Franz Sommer. In Österreich hat die ÖVP von den Ibiza-Folgen profitiert.
Das Krisenmanagement, die gemeinsamen Auftritte von Kanzler Kurz mit dem Bundespräsidenten und die bevorstehende Abwahl des Kanzlers im Parlament haben ÖVP-Wähler motiviert, zur Wahl zu gehen. Die Wahlbeteiligung stieg von 45 Prozent 2014 auf 60 Prozent. Wo die Wahlbeteiligung besonders stark stieg, gewann die ÖVP besonders viel.