Politik/Ausland

Studie: Britische AKW-Projekte teurer als geplant

Das geplante britische Atomkraftwerk Hinkley Point, dessen Subventionierung auch von Österreich vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) bekämpft wird, könnte um weitere Milliarden Euro teurer werden als bisher geplant. Mit 1,6 Mrd. Pfund bzw. 2,1 Mrd. Euro Gesamtsubvention pro Reaktor rechnet Atomexpertin Oda Becker in einer im Auftrag des Ökoenergieanbieters Greenpeace Energy erstellten Studie.

13 Atomreaktoren geplant

Die Gründe für die erwarteten Kostensteigerungen liegen demnach in den zu niedrig angesetzten Ausgaben für die Entsorgung von Atommüll sowie den möglicherweise nötigen Bau eines weiteren Endlagers in Großbritannien, betont Greenpeace Energy in einer Pressemitteilung. Durch zusätzliche AKWs, Zwischenlager und Atommülltransporte steige zudem die Gefahr eines Nuklear-Unfalls. Insgesamt plane Großbritannien 13 Atomreaktoren.

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Für Hinkley Point würden schon jetzt Baukosten von mindestens 30 Mrd. Euro veranschlagt, die Betriebszuschüsse aus Steuermitteln würden sich laut dem Analyseinstitut Energy Brainpool auf 108 Mrd. Euro summieren. Becker weist darauf hin, dass die Kosten für die Entsorgung des Atommülls erst im laufenden AKW-Betrieb festgelegt und außerdem gedeckelt werden sollen. Somit kommen auch hier Mehrkosten auf den Steuerzahler zu. Über die Betriebszeit von 60 Jahren würden 6.800 abgebrannte Brennelemente mit einem Gewicht von 3.600 Tonnen Schwermetall (tSM) anfallen.

Weitere staatliche Subventionen erforderlich

Greenpeace Energy weist darauf hin, dass die geplanten 13 Reaktoren insgesamt 23.000 tSM an Atommüll produzieren werden, was wohl nur durch den Bau eines zweiten geologischen Tieflagers bewältigt werden könne. Dieses sei aber bisher in den Entsorgungskosten überhaupt nicht berücksichtigt. Auch gebe es noch nicht einmal einen geeigneten Endlager-Standort für den Atommüll der bestehenden AKW.

Überhaupt könnten die Kosten für die Endlagerung zu niedrig angesetzt sein. London lasse die Kosten nämlich nur um 3,3 Prozent pro Jahr stärker als die Inflationsrate steigen, während die Steigerungsraten bei ähnlichen Großprojekten in Frankreich und Finnland um 4,2 bis 4,5 Prozent über der Teuerung gelegen seien. Weil der durch die Betreiber gezahlte Beitrag diese Kosten nicht völlig decken werde, dürfte eine weitere staatliche Subvention von ungefähr 1,1 Milliarden Pfund (rund 1,45 Mrd. Euro) erforderlich sein.

Keine konkreten Pläne vorhanden

Die Studie zitiert auch eine britische Simulation, wonach die Endlagerung von einer Tonne Uran 473.000 Pfund koste, um 280.000 Pfund mehr als von der Regierung veranschlagt. So entstehe ein weiterer Fehlbetrag von 445 Mio. Pfund. Überhaupt seien die tatsächlichen Kosten nicht abschätzbar, weil es weltweit noch kein einziges Endlager für hochradioaktiven Müll gebe.

Greenpeace Energy weist auch darauf hin, dass die Zwischenlagerung der abgebrannten Brennelemente und die erforderlichen Atommülltransporte nicht ausreichend berücksichtigt seien.

Vor einem ähnlichen Kostenrisiko wie Hinkley Point C stehen laut der Studienautorin auch Reaktorprojekte in anderen EU-Ländern (siehe Grafik unten), die sich möglicherweise am britischen Subventionsmodell orientieren. Würden die geplanten AKWs in Bulgarien, Polen, Rumänien, der Slowakei, Slowenien, der Tschechischen Republik und Ungarn wie geplant realisiert, dann würden dort zusätzlich abgebrannte Brennelemente mit einer Gesamtmenge von rund 34.000 Tonnen Schwermetall anfallen. Auch in diesen Ländern seien bisher nur vorläufige oder unkonkrete Pläne für den langfristigen Umgang mit abgebrannten Brennelementen vorhanden.

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