Politik/Ausland

Großbrand im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos

Im Flüchtlingslager von Moria auf der griechischen Insel Lesbos ist am Montag ein Feuer ausgebrochen. Ein Offizier der Feuerwehr sagte, der Brand sei groß gewesen und viele Einheiten der Feuerwehr hätten ausrücken müssen.

Todesopfer

Ein sechs Jahre altes Mädchen sei ums Leben gekommen, teilte der Kommandant der Feuerwehr, Evangelos Vasis, im Staatsrundfunk ERT mit.

Die Feuerwehr geht von einem Unfall und nicht von Brandstiftung aus. Die Feuerwehr hatte zunächst Schwierigkeiten, den Brand unter Kontrolle zu bringen, weil die Containerwohnungen im Lager sehr dicht nebeneinander stehen. Das Feuer konnte schließlich rund eine Stunde nach Ausbruch gelöscht werden

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Das Nachrichtenportal der Insel, stonisi.gr, zeigte Aufnahmen aus Moria, auf dem Menschen zu sehen sind, die in Panik versuchen, den Flammen zu entkommen.

Neben einer Containerwohnung brannten auch zwei provisorische Unterkünfte nieder.

Größtes Flüchtlingslager in Griechenland

In und um das Camp von Moria leben gut 19 000 Menschen, es ist das größte Flüchtlingslager in ganz Griechenland. Es ist ursprünglich für höchstens 5.400 Menschen gebaut worden.

In den restlos überfüllten Lagern der Inseln im Osten der Ägäis kommt es immer wieder zu Bränden. Die Menschen versuchen, mit offenen Feuern und Gasherden zu kochen und sich Wasser zum Duschen warm zu machen.

Corona-Fall in Lager hätte verheerende Folgen

Ärzte ohne Grenzen kritisiert, dass Migranten auf den griechischen Inseln generell unter "unmenschlichen Bedingungen" untergebracht würden. Florian Westphal, der Geschäftsführer der deutschen Sektion der Hilfsorganisation, warnte zudem in der Coronavirus-Krise vor einem riesigen Infektionsrisiko in den griechischen Lagern.

Migranten dort könnten sich nicht einmal regelmäßig die Hände waschen und schon gar nicht Abstand voneinander halten. Eine Evakuierung sei unerlässlich, sagte Westphal in einem Interview mit der deutschen Zeitung Die Welt. "Ich möchte mir nicht ausmalen, was dann passiert", meinte er in Hinblick auf die Gefahr durch das Coronavirus.

Eine Toilette für 167 Menschen

Das Flüchtlingslager Moria auf Lesbos sei extrem überfüllt und unhygienisch. "In Moria teilen sich 167 Leute eine Toilette und mehr als 240 Leute als eine Dusche", sagte Westphal. In so einer Situation sei jede Infektionskrankheit ein enormes Risiko. Es wäre unmöglich, unter den unhygienischen Bedingungen in Moria einen Ausbruch einzudämmen.

Kritik am EU-Türkei-Deal

Kritik übte Westphal auch erneut am EU-Türkei-Abkommen. "Die Abschottungspolitik hat nicht dazu geführt, dass keine Menschen mehr kommen. Sie hat nur dazu geführt, dass sie unter unmenschlichen Bedingungen untergebracht werden. Die Politik muss vollkommen neu aufgesetzt werden. Dabei muss es konkret darum gehen, dass Schutzsuchende, die nach Europa kommen, menschenwürdig behandelt werden", so der Vertreter der Hilfsorganisation.

Er erwarte von Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel, "dass das Grundprinzip des EU-Türkei-Deals beerdigt wird".

Anmerkung: In einer früheren Version des Artikels war irrtümlich von zwei gestorbenen Kindern die Rede.