Politik/Ausland

Wieso Londons Männer-Statuen derzeit Babys tragen

Am Londoner Leicester Square haben Passanten stets ihre Handys gezückt und den Finger am Auslöser der Handy-App. Doch diese Woche war ihr Motiv weniger der wuselige Platz an sich oder die riesigen Kinos, in denen Weltpremieren stattfinden, sondern die Bronzestatue von Gene Kelly. Denn diese ist um ein markantes Detail erweitert: ein gelbes Babytragetuch, in dem eine lebensechte Babypuppe steckt. 

Doch Gene Kelly ist nicht der einzige Bronze-„Papa“. Dutzende Statuen in London und Edinburgh - etwa jene von Ingenieur Isambard Kingdom Brunel in der Zugstation Paddington oder die von Fußballer Thierry Henry vor dem Emirates Stadium – tragen auf einmal Tuch und Puppe. 

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Schlechteste Väterkarenz Europas

Die Gruppe, die hinter der Aktion steckt, heißt „The Dad Shift“ und möchte auf eine prekäre Situation aufmerksam machen: Das Vereinigten Königreich hat das schlechteste Angebot an Vaterschaftsurlaub in ganz Europa. Konkret wird Vätern gesetzlich zwei Urlaubswochen genehmigt und mit jeweils 184,03 Pfund (umgerechnet 219,09 Euro) honoriert. 

Die Konsequenzen der geringen Unterstützung spürte der Brite Marvyn Harrison, als er vor acht Jahren seinen ersten Sohn bekam. „Ich war er überglücklich, habe emotional, körperlich und geistig gegeben, was er konnte“, erzählt er im Interview mit LBC. Doch die geringe finanzielle Unterstützung bedeutete, dass er sich die Karenz nur eine Woche und zwei Tagen lang leisten konnte. Danach musste er wieder Vollzeit arbeiten, um die Familie zu erhalten. 

 

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„In jeder Familie, die ihr erstes Kind bekommt“, argumentiert Marvyn Harrsion, „ist Geld das große Thema.“ Als Co-Gründer von „The Dad Shift“ möchte er dafür sorgen, dass dieses Thema präsenter wird. Und fordert einen Vaterschaftsurlaub, der umfangreich, bezahlbar und gleichberechtigt ist. 

Derzeit würde deshalb nur jeder dritte Vater in Karenz gehen; laut britischer Anwaltskanzlei EMW Law ist der Prozentsatz der Männer, die Vaterschaftsurlaub nehmen, vier Jahre in Folge gesunken. Das liege aber nicht daran, dass Väter keine Lust hätte, sich einzubringen, argumentierte der Brite und Dadshift-Mitbegründer Marvyn Harrison. Sie hätten zum Start der Kampagne 4.043 Briten befragt. Das Ergebnis: Neun von zehn Vätern wünschen sich,  mehr am Leben ihrer Kinder teilzuhaben

Die Folgen der Väterkarenz

„Ein angemessener Vaterschaftsurlaub“, ergänzt Dadshift-Mitgründer Alex Lloyd Hunter, ist gut für Väter, gut für Mütter und auch gut für Babys.Das sei wissenschaftliche belegt: Er verringere den Gender-Pay-Gap und die Rate der postpartalen Depressionen. Führe zu einer besseren Vater-Baby-Bindung. Und verbessere das Wohlbefinden sowie die schulischen Leistungen der Kinder.

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The Dad Shift ist nicht die einzige Initiative, die sich in England für Väterkarenz stark macht. Die NGO „Pregnant Then Screwed“ hat seit März ihre eigene Kampagne laufen, bei der sie sechs Wochen Väterkarenz zu 90 Prozent des Gehalts fordern. Die frühere Tory-Regierung sei mit ihrem Projekt des gemeinsamen Elternurlaubs gescheitert, meinte „Pregnant Then Screwed“ -Chefin Joeli Brearley.

Labour-Regierung gefordert

Die Hoffnung liegt nun auf der neuen Labour-Regierung. 

Damit das Thema auch den richtigen Stellenwert auf der Labour-Agenda hat und appelliert „The Dad Shift“ an Unterstützer, ihren offenen Brief zu unterschreiben. 

In ihrem Wahlprogramm hat Labour versprochen,  „innerhalb ihres ersten Regierungsjahres das System des Elternurlaubs zu überarbeiten“ und  „berufstätige Familien bestmöglich zu unterstützen“.