Israel drängt darauf, dass Blauhelme bleiben
Von Norbert Jessen
Wir hören die Einschläge“, berichtet ein israelischer Grenzbewohner über die jüngsten Ereignisse am Golan: „Und wir können Truppenbewegungen mit bloßem Auge verfolgen.“ Die Zivilbevölkerung wurde von der Armee aufgerufen, in Bunkernähe zu bleiben.
Wie fast täglich in den letzten Wochen wurden auch am Donnerstag wieder zwei syrische Schwerverwundete vom israelischen Militär versorgt. Im nordisraelischen Siw-Hospital gab es dabei ebenfalls Bombenalarm. In der Kleidung eines der Verwundeten war eine Handgranate übersehen worden.
Beschwerde
Israel beschwerte sich am Donnerstag – ganz nach üblichem UN-Ritual – wieder bei UNDOF über die Nichteinhaltung des Waffenstillstandsabkommens. Wem aber kann die UNO eine Beschwerde noch übermitteln? Offiziell ist immer noch die Assad-Regierung Ansprechpartner. Doch Armee wie Aufständische beachten die Waffenstillstandslinien schon lange nicht mehr. Ihre Kämpfe richten sich gegeneinander und nicht gegen UNDOF oder Israel. Doch auch die sind durch die Gefechte gefährdet.
Fanden die Kämpfe in den vergangenen Wochen noch vorwiegend im Süden statt, verbreitern sich die Fronten in den letzten Wochen spürbar nach Norden. Seitdem die südlibanesische Hisbollah-Miliz vor zwei Wochen offiziell ihre Unterstützung für die Regierungstruppen erklärte, beschießen syrische Aufständische Hisbollah-Stellungen und Nachschubwege auch im Libanon. Dadurch gerät auch die nördliche Stellung des österreichischen Bataillons von Osten und Norden in Frontnähe.
Hier hat der Bravo-Übergang besondere Bedeutung: Nach UNDOF-Angaben ist er „unverzichtbar“. Angehörige der UNDOF wechseln nur hier zwischen Syrien und Israel. So will es das Abkommen. Eine Umgehung über Drittländer wäre möglich. Ohne Einwilligung der Regierung Assad jedoch auch ein Affront. Damaskus stimmte einer Umgehung Bravos bisher nicht zu.
Präsenz nicht abbrechen
Im UNO-Hauptquartier in New York wie auch im Jerusalemer Außenministerium sind die Diplomaten daran interessiert, die Präsenz der UNDOF nicht abzubrechen. Notfalls auch mit geschmälertem Mandat. „Wir finden es besser, wenn die Vorgänge in der Region weiter von internationalen Kräften beobachtet werden“, so ein Armeesprecher in Israel zum KURIER, „es ist dann weltweit klar, dass die andere Seite aggressiv vorgeht und wir defensiv.“
Die UNO möchte auch nicht durch einen Abzug das berüchtigte UN-Image verstärken: Wird es brenzlig, hauen wir ab. Zum anderen haben Friedensmissionen nur eine Chance, wenn beide Seiten sie unterstützen. Bis zu einer Klärung der Lage durchzuhalten, würde eine anschließende Fortführung der Mission erleichtern. Eine Rückkehr nach vollständigem Abzug wäre schwieriger, wenn nicht gar unmöglich.