Glawischnig erklärt Kritiker Pilz den offenen Krieg
Von Bernhard Gaul
"Ist es nicht Zeit für die Grünen, mehr zu polarisieren, zuzuspitzen, sich als Gegengewicht zu den Rechtspopulisten zu präsentieren?" Genervt tippt Eva Glawischnig mit dem Finger auf dem Rednerpult. Die Chefin der Grünen hatte gestern bei ihrem Medienauftritt diese Frage offenbar erwartet. Ohne zu zögern legt sie los: "Also nur eines in aller Deutlichkeit: Es gibt keine Diskussion bei den Grünen über Linkspopulismus. Es gibt einen einzelnen Abgeordneten, der bei jeder unpassenden Gelegenheit seit Jahren dasselbe erzählt."
Stammtisch-Hoheit
Natürlich meint Glawischnig mit dem "einzelnen Abgeordneten" das 62-jährige Urgestein der Grünen, Peter Pilz. Dieser sprach sich im Ö1-Morgenjournal einmal mehr für eine kantigere Politik der Grünen aus. "Da spricht jemand, der vom Wahlkampf keine Ahnung hat", findet Glawischnig. Das seien "Rezepte aus den 1990er-Jahren". Und sie attackiert Pilz wegen Absenz im Van-der-Bellen-Wahlkampf: "Er hat weder gespendet, noch ist er in irgendeiner Art sichtbar gewesen." Nachsatz: "Vielleicht ist ihm fad."
Pilz will sich auf den von der Parteichefin eröffneten Krieg nicht einlassen und sagt nur: "Selbstverständlich habe ich so wie alle gespendet und habe alles für einen Wahlsieg Van der Bellens getan."Die Grüne begründet ihren Ärger so. Das Thema "Linkspopulismus" sei intern mehrfach diskutiert worden: " Auch wenn er als Einzelperson immer mit dem Linkspopulismus daherkommt, wir haben eine andere Strategie. Irgendetwas werden wir ja richtig gemacht haben, wenn es jetzt einen Bundespräsidenten gibt, der elf Jahre Bundessprecher der Grünen war."
Glawischnig ist mit ihrer Kritik nicht alleine. Auch für Gabriela Moser vertritt Pilz eine "interne Einzelmeinung". Anderen vom KURIER kontaktierten Grünen wollte die Causa nicht kommentieren.
Wiederholungstäter
Glawischnig sagte damals wie heute: "Wir haben unzählige Male diskutiert. Die Sache ist erledigt."