Politik/Ausland

Hamas veröffentlicht Geisel-Video mit Warnung an Trump

Der bewaffnete Arm der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas hat am Samstag ein Video von einem jungen Mann veröffentlicht, der sich selbst als israelische Geisel beschreibt. Der Mann richtet sich auf Englisch an den designierten US-Präsidenten Donald Trump und auf Hebräisch an Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu. Er fordert von seinen Landsleuten, Druck auf die Regierung auszuüben, um seine Freilassung und die der anderen Hamas-Geiseln zu erwirken.

Das Video wurde von den Essedin-al-Qassam-Brigaden veröffentlicht. Der Zeitpunkt der Aufnahme ist jedoch unklar. In dem mit bedrohlicher Musik unterlegten Video in dunkler Umgebung ruft er Trump auf, sich für Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen einzusetzen. Zudem solle er nicht "den Fehler" von US-Präsident Joe Biden wiederholen, Israel Waffen zu liefern, die die Geiseln töten würden. In der Gewalt der Entführer sollen sich noch rund 100 Geiseln befinden, von denen viele jedoch schon tot sein dürften.

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Die Geiselnehmer fügten mehrmals Szenen der Verzweiflung und von Weinkrämpfen des 20-Jährigen in das Video ein. Er sprach zunächst auf Hebräisch und warf dem israelischen Regierungschef Netanyahu vor, die Geiseln im Stich gelassen zu haben. Auf Englisch wandte er sich dann direkt an Trump.

Unter welchen Umständen das Video entstand und ob der Mann aus freien Stücken oder unter Drohungen sprach, war zunächst unbekannt. Israelische Medien gingen davon aus, dass er einen vorgegebenen Text aufsagen musste. Die Aufnahme ist nicht datiert, der 20-Jährige sagt aber darin, er sei "seit mehr als 420 Tagen" Gefangener der Hamas. Er war bei dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 verschleppt worden, am Samstag vor 420 Tagen.

Mitte November hatte die mit der Hamas verbündete Palästinensermiliz Islamischer Jihad ein Video veröffentlicht, in dem die Geisel Sascha Trupanov zu sehen ist. Der 29-jährige Trupanov besitzt sowohl die russische als auch die israelische Staatsbürgerschaft und war am 7. Oktober 2023 zusammen mit seiner Partnerin Sapir Cohen aus dem Kibbuz Nir Oz in der Nähe des Gazastreifens entführt worden.

Bei dem brutalen Überfall am 7. Oktober 2023 hatten hunderte Kämpfer der Hamas und verbündeter islamistischer Palästinensergruppen den Grenzzaun zwischen dem Gazastreifen und Israel durchbrochen. In mehreren südisraelischen Ortschaften, auf dem Nova-Musikfestival und als Geiseln im Gazastreifen wurden israelischen Angaben zufolge insgesamt 1207 Menschen getötet, überwiegend Zivilisten.

Von den 251 von der Hamas verschleppten Geiseln werden derzeit noch 97 im Gazastreifen festgehalten, 34 von ihnen sind nach Einschätzung der israelischen Armee tot.

Israel geht seit dem Hamas-Angriff massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der Hamas-Gesundheitsbehörde, die nicht unabhängig überprüft werden können, mehr als 44.380 Menschen getötet.