Friedensnobelpreisträgerin Ebadi: Regime im Iran gefährdet
Die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi sieht in den aktuellen Protesten eine ernsthafte Gefahr für das Regime im Iran. "Wir sehen ja: Selbst dann, wenn es zu Niederschlagungen der Proteste kommt, gehen die Menschen wieder auf die Straße. Für sie ergibt die Fortführung dieses Regimes keinen Sinn mehr", sagte die Menschenrechtsaktivistin im Interview der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung laut Kathpress.
Wenn die Proteste weiter anwachsen, erhöhe sich auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich irgendwann Mitglieder der Armee und der Revolutionsgarden auf die Seite der Demonstranten stellten, da sie fürchten müssten, dass auch ihre Verwandten sich darunter befänden. "Sie werden Angst haben, ihre eigene Tochter, Frau oder Mutter zu verletzen", so Ebadi. "Letztlich werden die Protestierenden in der Mehrzahl sein, denn je mehr das Regime die Proteste niederschlägt, desto mehr Menschen gehen auf die Straße."
Sanktionen
Die Sanktionen der europäischen Staaten gegen den Iran seien "mit Sicherheit richtig", aber reichten nicht aus, betonte Ebadi. Die EU müsse den Druck gegen Teheran erhöhen. Von der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erwarte sie, dass sie den deutschen Botschafter aus Iran abberuft und den iranischen Botschafter in Deutschland sofort ausweist, sagte die Menschenrechtsaktivistin. "Damit könnte man zum Vorbild für andere westliche Staaten werden, die viel zugunsten des iranischen Volkes sagen, aber praktisch nichts tun."
Ebadi ist iranische Juristin und Menschenrechtsaktivistin. 2003 wurde sie für ihren Einsatz für Demokratie, Frauen- und Kinderrechte mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. In den folgenden Jahren setzten die iranischen Behörden sie immer stärker unter Druck. Seit 2009 führt Ebadi deshalb ihre Arbeit aus dem Exil in London fort.