Politik/Ausland

Freunds Premiere als Politiker war blass – und fast ohne Fehler

Montagabend in einer Wiener Weinbar: Erstmals stellte sich Eugen Freund, der rote Spitzenkandidat für die Europawahl, einer politischen Diskussion. Und weil VP-EU-Spitzenkandidat Othmar Karas seine Teilnahme abgesagt hatte, übernahm Neos-Chef Matthias Strolz den Diskussionspart von Karas. Eine Symbolik, die dem Schwarzen alles andere als recht sein kann.

Unter der Moderation eines Ex-Kollegen von Freund, dem Ex-ZiB1-Anchor Gerald Groß, sprachen die Diskutanten über das jüngste Schweizer Referendum, über die Probleme der EU mit der Türkei und Ungarn sowie über die zu schlagende Wahl.

"Etwas blutleer, mit Hirn, aber ohne Herz"


Und wie war Eugen Freund so als Politiker? Nicht so gut, so der erste Eindruck. Freund blieb in weiten Teilen ganz der Alte, nämlich nur der (ORF-)Moderator, etwas blutleer, mit Hirn, aber ohne Herz für die Sache. Da müsste noch viel passieren, damit Freunds Hoffnung für die EU-Wahl, die SPÖ wieder auf Platz eins zu führen, wahr werden kann.

Egal bei welchem Thema, Freund versuchte zwar das Für und Wider klar darzustellen, gab dem Publikum aber kaum einen Einblick, warum seine Partei die besseren Ideen für die Zukunft hätte oder warum man ihn wählen sollte.

Erneut Schnitzer bei Gehalt

Freunds Schwäche mag zwei Ursachen habe: Erstens war er sicherlich erpicht, diesmal keinen Fehler zu machen. Zu sehr schmerzte ihn und die SPÖ noch sein verpatzter Politeinstieg vor knapp einem Monat.

Das gelang allerdings nur beinahe, denn bei der ORF-Frage, wie viel er künftig im EU-Parlament verdienen wird, zeigte er sich unwissend.

Strolz spielt Freund an Wand

Zum anderen lag es auch an Matthias Strolz. Der wirkte wie üblich, als hätte er zuvor sehr, sehr viel Kaffee getrunken, aber er argumentierte mit Herz und Leidenschaft und spielte so Freund an die Wand. Für Strolz ist etwa das Schweizer Votum "eine Tragödie", und die EU-Wahl eine Richtungsentscheidung, ob Europa künftig noch eine Stimme in der Welt haben wird, oder sich "unsere Kinder als Au pair in der Mongolei oder sonst wo verdingen müssen, weil die Musik dann woanders spielt". Auf der anderen Seite wollte sich Freund nicht einmal festlegen, ob der SPE-Kandidat für das Amt des Kommissionspräsidenten, der Deutsche Martin Schulz, Präsident der Herzen wird.

Am Dienstag trifft Freund übrigens erstmals auf rote Gewerkschafter. Ob da der Funke "für unseren Freund" überspringen wird?