Freispruch für kosovarischen Ex-Premier
Von Caecilia Smekal
Feuerwerk, Freudentränen, Feiern auf den Straßen: In Pristina war der Freispruch für den kosovarischen Ex-Premier Ramush Haradinaj sehnsüchtig erwartet worden. Seit Tagen bereiteten sich die Kosovo-Albaner auf den großen Tag vor, an dem Haradinaj freigelassen wird. In jenen Vierteln, in denen viele Serben wohnen, wurden hingegen Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Denn für diese ist das Urteil nach den Freisprüchen für die kroatischen Generäle Gotovina und Markac einmal mehr ein Beweis dafür, dass der Internationale Strafgerichtshof für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien die Serben benachteilige.
Wiederholung
Der 44-jährige Haradinaj stand zum zweiten Mal vor dem Tribunal in Den Haag. Dem ehemaligen UCK-Mitglied waren Folter und Morde an Gefangenen, darunter Serben, vorgeworfen worden. Haradinaj war der bisher ranghöchste Kosovo-Albaner vor dem Tribunal. Der erste Prozess gegen ihn und zwei Mitangeklagte aus dem Jahr 2008 musste aufgrund von Zeugeneinschüchterung teilweise wiederholt werden. Und auch dieses Mal wurden Vorwürfe vor allem von serbischer Seite laut, Zeugen hätten um ihr Leben fürchten müssen.
Pragmatischer war allerdings Premier Dacic: Der Dialog könne trotz allem fortgesetzt werden, selbst wenn der freigelassene Haradinaj im Kosovo wieder Regierungschef werden sollte.
Denn die „Normalisierung“ ist Bedingung dafür, dass der Beitrittskandidat Serbien seinen Weg in die EU fortsetzen kann. „Das Gesprächsklima hier in Belgrad war sehr konstruktiv“, hieß es aus dem Außenministerium gegenüber dem KURIER. „Die Gespräche waren in die Zukunft gerichtet, mit dem Ziel EU. Die Normalisierung ist notwendig, dessen ist man sich hier bewusst.“
Der nächste Schritt dahin steht fest: Am Dienstag soll in Brüssel ein zweites Treffen der Ministerpräsidenten Serbiens und des Kosovo, Dacic und Hashim Thaci, stattfinden.