"Freiheit" gegen "Sinnlose Tote": Kampf um Öffnung spaltet die USA
Mit Elon Musk war der US-Präsident schon vor der Corona-Krise dick befreundet. Ein Genie nennt Trump den exzentrischen Gründer des E-Autobauers Tesla, und der führt nun praktisch vor, wie sich Trump eigentlich die Ausfahrt aus der Krise vorstellt. Es sei ihm verdammt egal, dass das in Kalifornien noch verboten sei, er werde sein Tesla-Werk ab sofort aufsperren, „und ich bin am Fließband dabei mit allen anderen, dann können sie mich als ersten verhaften.“
Rückendeckung für Trumps Kurs, der ja erst am Montag wieder seine Botschaft in Twitter-geeignete Sätze packte: „Die Lage bessert sich. Wir haben die Herausforderung angenommen und bewältigt.
„Sie wollen ihr Leben zurück“
Der US-Präsident drängt ja seit Wochen zur Eile beim Wieder-Hochfahren der Wirtschaft, auch weil mehr als 20 Millionen Arbeitslose in den USA seiner Wiederwahl im November im Weg stehen könnten. Selbst für die rechten Splittergruppen, die in mehreren Bundesstaaten für das sofortige Ende aller Beschränkungen demonstrierten, fand Trump lobende Worte: „Sie wollen ihr Leben wieder zurückhaben. Sie wollen wieder arbeiten und sie lieben unser Land.“
„Sinnloses Leiden und Tote“
Sein Chefvirologe und Berater Anthony Fauci kommt mit seinen Mahnungen zur Vorsicht dem Präsidenten in diesen Tagen mehr denn je in die Quere. Fauci hatte sich bisher darauf beschränkt, Trump zu bremsen und seine tolldreisten Behauptungen zurechtzurücken. Am Dienstag aber stellte er sich frontal gegen ihn. Bei einer Stellungnahme vor dem Gesundheitsausschuss des Senats sollte Fauci eindringlich vor einem vorschnellen Aufsperren der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens warnen. Wer die wichtigen Kontrollpunkte auf dem Weg zurück in die Normalität ignoriere, „riskiert zahlreiche neue Ausbrüche der Seuche im ganzen Land. Das führt nicht nur zu sinnlosem Leiden und Toten, sondern wirft uns auf dem Weg in die Normalität zurück“.
„Verzweiflung statt Hoffnung“
Faucis neuerliche Warnungen kommen gerade bei den Republikanern im Süden der USA gar nicht gut an. In Arizona etwa, wo man inzwischen Restaurants und Bars wieder aufgesperrt hat, wirft ihm ein republikanischer Kongressabgeordneter vor, „Glaube durch Angst und Hoffnung durch Verzweiflung“ ersetzt zu haben: „Das einzige Heilmittel ist, unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft wieder zu öffnen. Respektiert unsere Freiheit.“
Party am Strand
Anderswo im Süden regt man sich über Faucis Warnungen gar nicht mehr auf, sondern ignoriert sie einfach konsequent. In Florida gaben Lokalpolitiker die Strände frei und ließen Partys am Strand einfach geschehen.
In Texas, ohnehin traditionell taub für Zurufe aus Washington, hat man schon Anfang Mai das gesamte öffentliche Leben wieder hochgefahren, ungeachtet weiterhin steigender Erkrankungs- und Todeszahlen. „Diese gesamte Wiedereröffnung basiert nicht auf wissenschaftlichen Grundlagen“, kritisiert ein ehemaliger führender Mitarbeiter des US-Gesundheitsamtes, „sondern wir sperren alles auf, auf der Grundlage von Politik, Ideologie und öffentlichem Druck. Ich glaube, das wird ein böses Ende nehmen“.