Politik/Ausland

Wie "Erbschleicher" die L’Oréal-Erbin umgarnten

Der Prozessauftakt zu den Finanzaffären um die L'Oréal-Milliardärin Liliane Bettencourt ist am Montag vom Suizid-Versuch eines Angeklagten überschattet worden. Bettencourts einstiger Krankenpfleger, Alain Thurin, habe am Sonntagnachmittag versucht, sich in einem Wald in der Nähe seines Hauses zu erhängen, teilte der stellvertretende Staatsanwalt Gérard Aldigé in Bordeaux mit. Ihm und neun weiteren Angeklagten wird in dem Strafprozess vorgeworfen, der heute 92-jährigen Liliane Bettencourt über Jahre Millionenbeträge aus der Tasche gezogen zu haben.

Als Nebenklägerin trat Bettencourts Tochter, die 61-jährige Françoise Bettencourt-Meyers, auf, die die Affäre 2007 ins Rollen brachte. Angeblich sei die damals 85-jährige Frau den Einflüsterungen ihrer Berater erlegen, darunter der Fotograf und Dandy François-Marie Banier, in den die lebenslustige alte Dame verliebt gewesen sein dürfte. Zur Belohnung bekam er Millionen-Geschenke.

Die strenge Tochter zeigte Banier an und beantragte, ihre Mutter, die alle medizinischen Tests verweigerte, entmündigen zu lassen. Was ihr schließlich auch gelang, als heimlich vom Butler mitgeschnittene Tonbänder enthüllten, dass die Mutter schwer dement ist und viele Millionen vorbei am Fiskus in der Schweiz deponiert hat, ohne es vermutlich selbst zu wissen.

Dafür sitzen jetzt Bettencourts Finanzberater und Anwälte auf der Anklagebank.

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Der prominenteste Angeklagte ist der ehemalige französische Minister Eric Woerth, der Nicolas Sarkozys Präsidentschaftswahlkampf als Schatzmeister orchestrierte. Er soll illegale Parteispenden eingestrichen haben, mindestens aber 150.000 Euro. Außerdem soll er versucht haben, für seine Frau einen hohen Posten im L’Oréal-Konzern zu ergattern. Die Anklage gegen Nicolas Sarkozy wurde aus Mangel an Beweisen fallen gelassen.

Françoise Bettencourt-Meyers wurde oft als Moralistin verhöhnt, als Spaßverderberin, die ihrer Mutter kein geselliges Leben gönnt. Sieben Jahre hat sie gekämpft und die Angeklagten wegen Erbschleicherei, Ausnutzung von Schwäche, Bestechung und Betrugs vor das Gericht gebracht. Die zum jüdischen Glauben konvertierte bekannte Autorin mythologischer und religionswissenschaftlicher Bücher verfügt über ein Aktienpaket, das vermutlich 30 Milliarden Dollar wert ist.