Politik/Ausland

Frankreich: Vage Erinnerung an gegelte Haare

Irgendetwas ist auch in Frankreich von der Affäre Ibiza hängen geblieben – aber nicht viel. Wenn ich meinen gerne politisierenden Pariser Zeitungshändler auf die abgelaufene Regierungskrise in Österreich anspreche, fragt er zurück: „Geht’s um den Burschen mit den hoch geföhnten, gegelten Haaren?“. Unklar bleibt, ob er dabei an Strache oder Kurz denkt.

Die Namens-Unterscheidung ist für Franzosen auch wirklich schwierig: „Strache“ ist wegen des „St“-Lauts für die meisten unaussprechbar. „Kurz“ und „Kickl“ klingen nach französischem Empfinden zum Verwechseln ähnlich. Damit bewahrheitet sich bis zu einem gewissen Grad eine Prognose, die ein Politiker des „Rassemblement national“ (die Partei von Marine Le Pen, die mit der FPÖ im EU-Parlament verbündet ist) schon knapp nach Ausbruch des Skandals in Wien geäußert hatte: „Die Sache mit Strache wird doch keine Hausfrau in irgendeinem französischen Dorf davon abhalten, für uns zu stimmen“.

Andererseits lieferte die Affäre den Gegnern der Nationalisten in Frankreich durchaus Wahlkampf-Munition. Dass sich Strache derartig käuflich gegenüber einer vermeintlichen russischen Oligarchen-Nichte zeigte, gab auch den diesbezüglichen Vorwürfen gegen Marine Le Pen Auftrieb: Die Nationalistin hatte erwiesenermaßen Finanzhilfe aus Russland bezogen und sich dem Putin-Regime als Fürsprecherin angedient. Präsident Macron höhnte: „Das sind schon sehr komische Patrioten, die sich von ausländischen Mächten einspannen lassen, um die EU zu zersetzten.“

Aber: Sollte Strache sein EU-Mandat annehmen, würde sich der Fokus wieder auf Österreich richten und eine Welle der Empörung folgen.