Politik/Ausland

Polizei setzt Tränengas gegen Flüchtlinge ein

An der griechisch-mazedonischen Grenze in Idomeni ist die Lage am Sonntag erneut eskaliert. Die mazedonische Polizei habe Tränengas gegen Flüchtlinge eingesetzt, die versucht hätten, den Stacheldrahtzaun zu Mazedonien zu überwinden, erklärte die griechische Polizei gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Die Beamten bestätigten damit auf Twitter kursierende Fotos und Videos, auf denen mehrere hundert Migranten zu sehen sind, die sich in Richtung Grenzzaun bewegen, während um sie herum Tränengaspatronen explodieren. Laut Augenzeugenberichten in sozialen Netzwerken sollen die Flüchtlinge Steine auf die mazedonischen Polizisten geworfen haben.

Laut Hilfsorganisation "Ärtze ohne Grenzen" sind mindestens 260 Migranten verletzt worden. Die Verletzungen stammen vom Einsatz von Tränengas und Gummigeschoßen durch die mazedonische Polizei.

Insgesamt seien "etwa 300 Personen" verletzt worden, sagte MSF-Sprecher Achilleas Tzemos. 260 Personen seien von MSF-Mitarbeitern behandelt worden. Etwa 200 Migranten hätten Atembeschwerden gehabt, etwa 30 Personen durch Gummigeschoße und 30 Personen hätten "andere Verletzungen" erlitten. Zu den Zusammenstößen war es gekommen, nachdem Hunderte Migranten versucht hatten, die Grenzbefestigungen zu stürmen. Die mazedonische Polizei feuerte Augenzeugenberichten zufolge Gummigeschoße und Tränengas in die Menge.

Laut MSF wurden Tränengaspatronen auch direkt in das Flüchtlingslager geschossen. Ein 16-Jähriger sei von den Behörden geschlagen worden. Auch eine schwangere Frau habe wegen Verletzungen behandelt werden müssen.

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Die Grüne Europaabgeordnete Ska Keller gab unter anderem Österreich eine Mitschuld am Tränengaseinsatz in Idomeni. Dies sei eine "direkte Konsequenz der Westbalkan-Konferenz zur Schließung der Grenzen. Österreich, Kroatien, Slowenien, Ungarn sind verantwortlich!", twitterte die deutsche Politikerin am Sonntag mit Blick auf die auf Drängen Wiens erfolgte Grenzschließung durch Mazedonien.

Flugblatt rief zu Grenzsturm auf

Bereits in den Morgenstunden hatte die griechische Polizei vor Ausschreitungen in Idomeni gewarnt, nachdem dort Flugblätter aufgetaucht waren, die zum Sturm des Grenzzaunes aufriefen. Im improvisierten Flüchtlingslager in Idomeni harren laut offiziellen Angaben weiterhin mehr als 11.000 Menschen in der Hoffnung aus, über die Balkanroute weiter nach Westeuropa zu gelangen. Dieser im Sommer und Herbst von Hunderttausenden Menschen benutzte Weg ist mittlerweile jedoch - auch auf Bestreben Österreichs - geschlossen.

Bereits Mitte März hatte ein ähnliches Flugblatt für einen Sturm auf den Grenzzaun gesorgt. Rund 2.000 Flüchtlinge waren damals der Aufforderung gefolgt, einen reißenden Fluss zu überqueren. Drei Menschen waren dabei ertrunken. Wer es nach Mazedonien schaffte, wurde von den dortigen Sicherheitskräften umgehend zurückgeschickt.