Politik/Ausland

Fillon: Bürgerlicher Skandalkandidat bleibt

Die Tragikomödie um den Präsidentschafts-Kandidaten der bürgerlichen Großpartei „Les Républicains“ (LR) fand am Montag ihren vorläufigen Abschluss mit einem klaren Sieg von Francois Fillon. Gleich am Morgen zerstörte der Bürgermeister von Bordeaux, Alain Juppé, alle in ihn gesetzten Hoffnungen der Fillon-Gegner: er werde nicht als Ersatzkandidat einspringen, seine Absage sei definitiv. Der Polit-Veteran Juppé war seit Tagen von LR-Parteigranden, bekniet worden, sich an Stelle von Fillon zu bewerben. Nach längerem Zögern hatte Juppé eingewilligt unter der Bedingung, dass Fillon ihm das Feld überlasse.

Anklageverfahren droht

Stattdessen aber absolvierte Fillon am Sonntag einen geharnischten Auftritt vor zehntausenden Anhängern, wobei er sich entschlossen zeigte, an seiner Kandidatur festzuhalten. Die Unterstützung so vieler Kundgebungs-Teilnehmer scheint Fillon darin bestärkt zu haben, er könne die auf ihn lastende Affäre übertauchen. Für die meisten bürgerlichen Politiker ist das eine Selbsttäuschung, weil sie in ihren Wahlkreisen pausenlos auf Fillons Vergehen angesprochen werden. Wie das Magazin „Canard enchainé“ aufdeckte, hat Fillon jahrelang seine Frau und zwei seiner Kinder als Parlamentsassistenten großzügig entlohnen lassen, obwohl sie keiner diesbezüglichen Tätigkeit nachgingen. Inzwischen wurde Fillon für den 15.März von U-Richtern vorgeladen, ihm droht ein Anklageverfahren.

Die Anwälte von Fillon setzen darauf, dass sich die Nichttätigkeit seiner Frau gerichtlich schwer nachweisen lässt (obwohl seine Frau das selber mehr oder weniger eingestanden hat) und die Anklage fallen gelassen wird. Bei seinen öffentlichen Auftritten versucht Fillon von diesem eigentlichen Vorwurf (dass Frau und Kinder fürs Nichtstun bezahlt wurden) abzulenken, indem er sich neuerdings reuevoll über seinen „Fehler“ auslässt, seine Frau angestellt zu haben – was legal ist, wie er selber immer betont, und auf etliche andere Abgeordnete zutrifft. Die von ihm dermaßen klein geredete Affäre dürfe doch nicht dazu herhalten, so suggeriert Fillon, den einzigen Hoffnungsträger des bürgerlichen Lagers gegenüber der Populistin Marine Le Pen aus dem Rennen zu schlagen.

Erneutes Vertrauen

Die LR-Politiker, die dieses Beharren von Fillon für einen sicheren Weg in die Niederlage halten, haben mit der Absage von Juppé jetzt ihre einzige Ersatzlösung verloren. Entsprechend hilflos zeigten sie sich bei einer Krisensitzung am Montag-Abend. Diese hätte ursprünglich dazu dienen sollen, Fillon dazu zu bringen, seiner Ablöse zuzustimmen. Stattdessen konnte Fillon feststellen, dass es keine Alternative gebe. Bei Ausgang der Sitzung hieß es, die Partei „erneuere ihr Vertrauen“ in Fillon. Die „Republikaner“ sind nun auf Gedeih und Verderb ihrem Skandalkandidaten ausgeliefert.